FOTO-WANDERUNG 101 – 30 KILOMETER DURCHS MITTLERE SAARLAND
Die Geschichte dieser Wanderung ist keine Geschichte des Winters mehr. Es ist aber auch noch keine Geschichte des Frühlings, sondern die einer Zwischenzeit. Die Helligkeit der Horizonte, die weithin hörbaren Stimmen und Geräusche, die irgendwo über der Landschaft schweben, die ersten blühenden Büsche und Bäume, das ist Frühling, der ziemlich kalte Wind und der Frost am Morgen, das ist noch Winter.
In erster Linie wandere ich heute über Asphaltwege, auf denen ich den Blick oft weit vorauseilen lassen kann. Unmittelbar neben den Wegen meistens Wiesen, weiter weg 400, 500, 600 Meter hohe Hügel, hier und da kleine Gehöfte, und immer wieder auch Dörfer, in denen man aus der Entfernung überhaupt keine Bewegung erkennt.
Es gibt aber auch Waldpassagen bei dieser Wanderung, und im Wald ist der Kontrast zwischen frühlingshafter Helligkeit und den Ausläufern winterlicher Kälte noch deutlicher. Aber genau dieser Schwebezustand zwischen zwei Jahreszeiten ist eines der prägenden Elemente dieser Wanderung.
Länge der Wanderung: ca. 30 Kilometer
Slideshow mit ausgewählten Fotos
Erster Morgeneindruck. Die Helligkeit wird nach und nach noch zunehmen.
Die kleine St.-Josef-Kapelle bei Macherbach
Sattes Grün und Baumgerippe, das begegnet mir heute noch häufiger.
Natürlich verlaufen auch hier jede Menge Wanderwege, über diesen Pfad beispielsweise der Panoramaweg Eppelborn, aber heute kümmere ich mich weder um Wandersymbole noch um Wegweiser, sondern laufe, wohin die Füße mich tragen.
Unterhalb der Autobahn Saarbrücken – Trier/Köln wandere ich auf Eppelborn zu. Es ist sonnig, aber nur knapp über null Grad. Ich habe im Großen und Ganzen nur einen einzigen Plan, nämlich den, zu gehen. Die Wege werden sich sicher mehr oder weniger von selbst finden.
Kurz vor Eppelborn. So ziemlich jeder Wegeabschnitt hier hat sozusagen sein eigenes Gehöft. Bei freier Sicht entdeckt man oft mehrere irgendwo in der Landschaft.
Den Galgenberg hinab wandere ich zunächst in Richtung des Bahnhofs in der Ortsmitte von Eppelborn. Eppelborn – bzw. ein hier gelegener Hof – wurde nach heutigem Wissensstand als „Ypulinire“ erstmals im Jahre 1235 in einem Lehensverzeichnis des Bischofs von Verdun erwähnt.
Der erste gängige Name war dann jedoch mit „Ippelbrunn“ schon deutlich näher am heutigen Ortsnamen. Im 16. Jahrhundert wurde daraus „Eppelbronn“. Um diese Zeit herum scheint es hier ein kleines Schloss mit Weiheranlage gegeben zu haben. Die Endung „Bronn“ legt ja auch eine Verbindung zum Wasser nahe.
Hinter Eppelborn beginnt direkt der nächste Asphaltweg. Im Augenblick denke ich noch in eher kleinen zeitlichen Maßstäben, im Grunde sogar beinahe nur von Schritt zu Schritt. Es hellt immer mehr auf, aber von frühlingshafter Wärme kann keine Rede sein.
Der Weg führt über eine Kuppe hinweg auf eine Straße, die sich fest in der Hand des Windes befindet. Und dieser Wind ist wahrlich kein Frühlingswind.
Windebene, Sonnenebene
Äußere Ruhe, innere Ruhe
Ich verlasse die Gemarkung Eppelborn und wandere auf Lebach zu.
„Wohlauf! es ruft der Sonnenschein Hinaus in Gottes Welt! Geht munter in das Land hinein, Und wandert über Feld!“ (Ludwig Tieck)
Ich schlage die Richtung zum Kaltensteinpfad ein, einem Wanderweg in unmittelbarer Nähe von Lebach. Der Wald ist still und hell. Der Weg führt nahezu ununterbrochen bergan, teilweise recht steil. In nördlicher Richtung kann ich den höchsten Hügel der Umgebung erkennen, den Schaumberg.
Lichter Märzwald
Bei meiner ersten Wanderung auf dem Kaltensteinpfad vor acht Jahren verlief der Pfad an dieser Stelle noch einige Meter weiter rechts. Von oben kommend, vermied ich damals bei heftigem Dauerregen nur mit viel Glück einen üblen Sturz. Die neue Wegführung ist deutlich weniger gefährlich und optisch um einiges ansprechender.
Das Ende des Anstiegs ist noch nicht erreicht.
Ich bin auf dem Weg hinauf zum Hoxberg, dem höchsten Punkt des Kaltensteinpfades auf 414 Metern. Es gibt auch eine gleichnamige Ortschaft, die zu Knorscheid gehört, das wiederum ein Stadtteil von Lebach ist.
Blick ins Land
Die Kaltensteine, knapp 300 Millionen Jahre alt, vor rund 2000 Jahren angeblich oder vielleicht auch tatsächlich ein keltisches Heiligtum. In so großen Zeiträumen denke ich heute nicht, wenngleich das Schritt-zu-Schritt-Denken jetzt in den Hintergrund tritt, da ich mir überlegen muss, wohin ich mich wenden soll, sobald ich den Kaltensteinpfad verlassen habe.
Auf dem Weg ins Tal
Waldmystik
Ich verlasse den Kaltensteinpfad und laufe nach Knorscheid hinab. Ich glaube, ich könnte 300 Jahre alt werden und würde noch nicht genug haben davon, zu Fuß die Welt zu erkunden, Weg für Weg, Blick für Blick.
An der Landstraße entlang von Knorscheid nach Lebach
Ich schlage eine kurze Schleife durch den Moritzwald, wo es einige Minuten lang so scheint, als könnte sich doch noch frühlingshafte Wärme durchsetzen.
Aber schon ist der Märzwind wieder da. In alle Richtungen sind grandiose Fernblicke möglich. Überall kleine Gehöfte, jede Menge Hügel und ein Weg, der frei in der Luft zu schweben scheint.
Ich durchwandere Niedersaubach, einen weiteren Stadtteil Lebachs, und nehme dann die letzten vier, fünf Kilometer in Angriff.
Letzte Eindrücke für heute