Wandertouren

FOTO-WANDERUNG 73 – EBERBACHER PFAD DER FLUSSGESCHICHTE

Eberbach ist eine Kleinstadt im Nordosten des Rhein-Neckar-Kreises, rund 30 Kilometer von Heidelberg entfernt. Es liegt im Odenwald, die Distanz bis zu dessen höchster Erhebung – dem Katzenbuckel – beträgt gerade mal vier Kilometer.
Optisch prägend für Eberbach ist neben den Hügeln des Odenwalds selbstredend auch der Neckar. Von vielen Aussichtspunkten außerhalb der Stadt kann man auf den Fluss hinunterblicken und jede dieser Perspektiven hat ihren eigenen Reiz.
Der Pfad der Flussgeschichte folgt zu einem großen Teil dem Verlauf des Neckarsteigs. Erst an einer der schönsten Stellen des Weges, nämlich bei der Teufelskanzel auf dem Breitenstein, trennen sich die beiden Wanderwege.

Länge der Wanderung: ca. 11 Kilometer

 

Slideshow mit ausgewählten Fotos

 

Wo ein halbwegs großer Fluss fließt, da gibt es in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Hochwasser. 1817 war beispielsweise so ein Hochwasserjahr. 1815 war der Vulkan Tambora auf Indonesien mit unsagbarer Naturgewalt ausgebrochen und die Folgen waren weltweit über Jahre hinweg zu spüren. In Europa folgte auf den Ausbruch „das Jahr ohne Sommer“ 1816, aber auch 1817 setzten sich vielerorts Phänomene wie starke Abkühlung und eben auch Überschwemmungen infolge von Hochwasser fort. Der Pegelstand des Neckars bei Eberbach erreichte in jenem Jahr 10,28 Meter, einen Meter mehr als bei dem als „Jahrhunderthochwasser“ bezeichneten Ereignis im Jahr 1993. Noch Schlimmeres widerfuhr vielen Anwohnern des Flusses 7 Jahre später, als der Neckarpegel in Eberbach gar auf 11,96 Meter anstieg. Im benachbarten Hirschhorn sah es nicht besser aus. Dort  stieg das Wasser bis zu den Fenstern der Marktkirche.

 

Ich starte beim Pulverturm, eine Straßen- plus eine Parkplatzbreite vom Neckarufer entfernt. Es ist ein sonniger, sehr warmer Nachmittag. An Hochwasser muss im Moment niemand einen Gedanken verschwenden. Ich laufe ein Stück durch die Fußgängerzone und wende mich dann bergauf in Richtung des Landschaftsschutzgebietes Breitenstein.

 

Auf dem ersten Teil der Strecke geht es nahezu stetig bergan, anfangs über einen Asphaltweg, später dann über schattige Waldpfade.

 

Der Breitenstein gilt als Hausberg Eberbachs, allerdings finden sich in direkter Umgebung der Stadt viele weitere Hügel, und mit dem 236 Meter hohen Ohrsberg unübersehbar auch eine Erhebung mitten in der Stadt.

 

Unversehens finde ich mich auf einem schattigen Waldpfad wieder. Obgleich der Asphaltweg nur wenige Meter entfernt verläuft, ergibt sich sofort eine völlig andere Atmosphäre.

 

Die Ruhe des Frühlingswaldes überträgt sich auf mich, auf mein Gehen, aber auch auf mein Betrachten. Ein paar Minuten lang verändern die Dinge sich lediglich im Kleinen – geringfügige Variationen in den Schattenmustern, hier und da ein unauffälliges Geräusch, mehr nicht.

 

Plötzlich überall Fingerhut, die Böschung hinauf und hinab. Optisch schön, aber natürlich giftig wie die Hölle.

 

Die Ludwig-Neuer-Hütte. Von hier bietet sich ein schöner Blick ins Tal des Neckars und auf den einen oder anderen Umlaufberg, einen Berg also, der ursprünglich vom Neckar umflossen wurde, dann aber nach Veränderungen des Flusslaufs in dem nun trockenen Tal als isolierter Einzelhügel zurückgeblieben ist. Der vorhin erwähnte Ohrsberg ist ein solcher Umlaufberg.

 

160 Meter abseits des Weges wurde 1994 ein Stein mit einem seltsam anmutenden Abdruck gefunden, der 15 Jahre später als Fußspur eines Erythrosuchus identifiziert wurde. Die Größe des nicht vollständig erhaltenen Abdrucks lässt auf ein Tier schließen, das immerhin deutlich größer war als ein Elefant.

 

Der Pfad steigt nun in Richtung Scheuerberg an. Ich könnte westlich zum Holdergrund abbiegen, wo es auch einen schönen kleinen Rundweg gibt, aber der Holdergrund ist heute nicht mein Ziel.
Es wird immer stiller, je mehr ich mich dem Scheuerberg nähere. Man könnte meinen, ich sei das einzige menschliche Wesen in weitem Umkreis.

 

Das Gute ist – was ich jetzt bergauf gehe, kann ich später wieder bergab wandern.

 

Tanzende Schatten

 

Auf dem Scheuerberg

 

Es ist bereits Abend, hier und da breiten sich tiefe, vollkommen lichtlose Schatten aus. Die einzigen Geräusche, die ich vernehme, sind ein paar Vogelrufe und das unaufhörliche Zirpen der Grillen.

 

Der höchste Punkt ist überschritten.

 

Steingebilde am Wegrand

 

Blick ins stille, einsame Land

 

Ich habe jetzt das Landschaftsschutzgebiet Breitenstein erreicht. In abendlicher Vorsommeratmosphäre wandere ich diesen Asphaltweg entlang, vorbei an Wiesen mit abgestellten Uralt-Traktoren, vorbei an Schafweiden. Die Abgeschiedenheit hier oben ist aber keine düstere, befremdliche, sondern eine erholsame.

 

Kurz vor der Teufelskanzel

 

Ein Hauch von Elfenland

 

Blick von der Teufelskanzel auf den Neckar

 

Blickrichtung ist neckaraufwärts gen Rockenauer Schleuse. Rockenau ist ebenso wie das noch etwas weiter flussaufwärts gelegene Lindach ein Stadtteil von Eberbach.

 

Von der Teufelskanzel aus führt der Weg zurück in die Stadt. Es gibt keine Schleife oder sonstigen Wegverlängerungen. Man kehrt einfach auf dem Absatz um und läuft auf direktem Weg zurück nach Eberbach.

 

Zurück am Pulverturm in Eberbach

 

Slideshow

 

 

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