FOTO-WANDERUNG 52 – 35 KILOMETER DURCHS MITTLERE SAARLAND
Und wieder bin ich in meiner näheren Umgebung unterwegs. Der Herbst ist mittlerweile weit fortgeschritten, das Laub auf den Wegen ist kein beinahe noch über dem Boden schwebendes Septemberlaub mehr, sondern es ist schweres, fast schon mit dem Erdreich verwachsenens Spätherbstlaub. Es ist eine Wanderung ohne sichtbare Sonne, mit einem Himmel, der die ganze Zeit wie ein bleiches Tuch über der Landschaft hängt. Die Blickfelder sind begrenzt, die Wege matschig. Im Grunde hat man während des gesamten Tages das Gefühl, es sei schon kurz vor der Abenddämmerung.
Wie bereits die letzte Tour, so verläuft auch diese teilweise auf der Gemarkung der Gemeinde Eppelborn und ihrer Ortsteile, etliche Kilometer führt die Wanderung aber auch durch die Eppelborner Nachbargemeinden Marpingen und Illingen.
Länge der Wanderung: ca. 35 Kilometer
Slideshow mit ausgewählten Fotos
Erster müder Morgenblick auf den Lebacher Stadtteil Thalexweiler. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber viel heller wird es bis weit in den Tag hinein ohnehin kaum werden.
Irgendwo auf dem Wegenetz zwischen den Orten Thalexweiler, Eppelborn, Macherbach und einigen anderen Dörfern. Mit Regen ist nicht zu rechnen, das ist die gute Nachricht. Es gibt sogar noch eine zweite: Es ist gar nicht einmal so kalt.
Man hat das Gefühl, dass die Dämmerung sämtliche Geräusche verschluckt. Vielleicht gibt es aber auch gar keine. Kurz darauf begegnet mir ein Mann mit vier Hunden. Hundebesitzer sind heute die Spezies, die mir am häufigsten über den Weg läuft.
Ich nähere mich dem Finkenrech, einem Naherholungszentrum mit verschiedenen Themengärten oberhalb des Eppelborner Ortsteils Dirmingen.
Das trübe Licht und der leichte Nebel schaffen eine ganz eigene Atmosphäre im Wald, irgendwas zwischen Gothic Novel und romantischer Naturmystik. Abgesehen davon ist es heute oft gar nicht so angenehm, im Wald zu gehen. Viele Pfade sind mit Wasser vollgesogen wie Schwämme, oft nehmen Pfützen beinahe die ganze Wegbreite ein, und gerade an etwas abschüssigen Stellen muss ich aufpassen, nicht ins Rutschen zu geraten. Nicht zuletzt deshalb habe ich eine Wanderung zusammengebastelt, die zu einem erheblichen Teil über Asphalt führt.
Der Finkenrech ist erreicht und ich schlage einen kleinen Bogen durch den Asiatischen Garten.
Im Rosengarten
Mal wieder auf dem Warken-Eckstein-Weg, den ich als Verbindungsstück zum Biberpfad benutze.
Von dem „Blut des Weins“ und „der Früchte Duft“, die der englische Dichter William Blake in einem Herbstgedicht beschwört, ist zwar nichts zu merken, aber dass es völlig trist und farblos zugeht heute, kann man auch nicht behaupten. Für die Fernblicke wäre natürlich zumindest ein Sonnenstündchen ganz nett gewesen.
Der Breckert, ein Aussichtspunkt auf dem Biberpfad. Der Biberpfad ist ein ca. 19 Kilometer langer Premiumwanderweg. Heute nutze ich ihn aber lediglich, um die kurze Strecke nach Berschweiler hinabzulaufen. In Berschweiler hätte ich dann gleich schon wieder etliche lokale Wanderwege zur Verfügung. Es ist beinahe unglaublich, wie viele Wanderpfade es mittlerweile gibt.
„Fernblick“ bis zum Rand der nächsten Wiese
Wiesenpfad in Richtung Berschweiler
In Berschweiler verlasse ich den Biberpfad und wandere in Richtung Urexweiler. Beides sind Ortsteile der Gemeinde Marpingen, die zum Landkreis St. Wendel gehört. Das benachbarte Eppelborn dagegen liegt im Landkreis Neunkirchen, der früher – bis 1973 – Landkreis Ottweiler hieß. Auch das Autokennzeichen dieses Landkreises lautete damals nicht NK, sondern OTW. „OTW“ wurde als Autokennzeichen 1974 abgeschafft, aber seit Oktober 2021 darf es wieder ausgegeben werden.
Kurz vor Urexweiler kreuze ich den Biberpfad noch einmal.
Mit einem Mal hat irgendwas sämtliche Geräusche mit sich genommen. Es fühlt sich an, als sei eine Glocke über den Wald gestülpt worden. Später, am Rande von Urexweiler, löst sich diese merkwürdige Stille wieder auf.
Na klar, auch hier verläuft der allgegenwärtige und unvermeidliche Jakobsweg.
Am Rande von Urexweiler wende ich mich in Richtung Hüttigweiler bzw. Illingen. Ein paar Kilometer folge ich diesem Asphaltweg, auf dem zahlreiche Jogger und Radfahrer unterwegs sind.
Irgendwo hier könnte ich auf den Wanderweg „Erlebnisweg Rund um das liebe Vieh“ abbiegen, ich entscheide mich jedoch dagegen und schlage stattdessen die Richtung nach Wustweiler ein.
Es ist eine ruhige Herbstwanderung. Alles wirkt irgendwie gedämpft, im Grunde so, wie man es von einem Tag Ende November erwartet. Mitunter muss ich Autos oder Traktoren ausweichen, ansonsten kann ich völlig unbehelligt vor mich hinmarschieren.
Kurz vor Wustweiler
Blick auf den Kunst- und Sakralbau Statio Dominus Mundi oberhalb von Wustweiler, nach Plänen des mittlerweile verstorbenen Architekten Alexander von Branca errichtet. Über die Hügel im Hintergrund wird mich mein Weg im Laufe des Nachmittags auch noch führen.
Wunderbarer Novemberherbstwald
Es ist tatäschlich eine Spur heller geworden und die Grenzen des Blickfeldes haben sich erweitert.
Wustweiler ist erreicht. Ich will allerdings ans andere Ortsende, um dort auf den Bärenbachweg zu gelangen.
Ein paar hundert Meter muss ich auf einem Fußweg an der Landstraße entlanglaufen, um vom Wustweiler Ortsteil Hosterhof in den Hauptort zu gelangen.
Am Bahnübergang Wustweiler. Unmittelbar dahinter stoße ich auf den Bärenbachpfad.
Vom Bahnhof in Wustweiler steigt der Weg eine Weile an und führt dann auf Uchtelfangen zu, den eigentlichen Startpunkt des Bärenbachpfades.
Rastmöglichkeiten gäbe es fast wie Sand am Meer, ich halte aber nur einige Male an, um etwas zu trinken.
Wieder im Wald
Den Bärenbachpfad bin ich vor einigen Monaten schon einmal gewandert. Damals helles Licht überall, Fernblicke bis zum Schaumberg, heute Laubteppiche, Jahresendzeitatmosphäre und nahe Horizonte.
Nach ein paar Kilometern biege ich vom Bärenbachpfad ab, überquere eine Autobahnbrücke und wandere dann durch den zu Eppelborn gehörenden Ort Humes in Richtung des gut 400 Meter hohen Elmersberges.
Hinter Humes
In früheren Zeiten gehörten die Orte hier herum keineswegs immer zum selben Herrschaftsbereich. Dirmingen etwa, das ein paar Kilometer von Humes entfernt liegt, gehörte bis zu dessen Auflösung Anfang des 19. Jahrhunderts zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, und zwar zur Grafschaft Nassau-Saarbrücken, Eppelborn und andere Orte dagegen zu Lothringen. Als Lothringen im Jahre 1766 an Frankreich fiel, verkomplizierten sich die Verhältnisse noch einmal, da beispielsweise Hierscheid, der direkte Nachbarort von Humes, beim Heiligen Reich verblieb, während Humes Lothringen eingegliedert wurde. Infolge der stetig wechselnden Zuordnungen und Grenzverläufe gab es immer wieder Streitigkeiten zwischen den Nachbardörfern.
Blick auf Eppelborn im Dunst
Ich wandere noch ein paar Schleifen durch den Wald, wobei ich mich nach und nach Eppelborn nähere. U. a. berühre ich dabei auch den Grenzsteinweg und den Panoramaweg Eppelborn.
Noch ein Blick auf Eppelborn
Eine ganze Weile komme ich jetzt noch in den Genuss eines farbenprächtigen Herbstwaldes.
Kurz vor Eppelborn. Ich bräuchte nur dieser Straße zu folgen und wäre in drei Minuten da. Stattdessen schlage ich aber noch einen letzten Haken.
Der November hat nicht nur triste Gesichter.
Die nächsten Kilometer gedenke ich, auf dem Panoramaweg Eppelborn zurückzulegen. Dabei überquere ich die Gleise der Bahnstrecke Lebach – Saarbrücken.
Kilometer 30 liegt hinter mir.
Der Panoramaweg würde mich wieder zum Finkenrech bringen, ich biege aber kurz vorher in Richtung Thalexweiler ab.
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