FOTO-WANDERUNG 53 – VON LIMBURGERHOF ZUM RHEIN
Der Winter ist nahe. Die Herbstnebel des Novembers sind einem trüben Licht gewichen, das den Eindruck hervorruft, man würde die ganze Zeit durch eine beschlagene Scheibe nach draußen sehen. Am frühen Nachmittag kämpft sich allerdings kurz eine gar nicht einmal so kraftlose Sonne hervor, aber kaum kehrt das übliche graue Gewaber zurück, sieht es um 14 Uhr nachmittags schon wieder aus wie am späten Abend.
Wir sind in der östlichen Pfalz, der sogenannten Vorderpfalz, genauer gesagt am Stadtrand von Ludwigshafen. Über den Rhein hinüber und wir wären in Baden-Württemberg. Es ist altes kurpfälzisches Gebiet, wobei zum kurpfälzischen Territorium auch heute zu Baden-Württemberg gehörende Städte wie etwa Mannheim und Heidelberg zählten. Unser Startort Limburgerhof existiert als eigenständige Gemeinde erst seit 1930, als die Kurpfalz schon lange Geschichte war, und entwickelte sich, wie der Name nahelegt, auch tasächlich aus einem früheren Hof bzw. Gut, dessen Historie bis in die Zeit des ersten Salierkaisers Konrad II. zurückreicht.
Die Tour führt uns von Limburgerhof an Feldern und Wiesen vorüber und durch kleine Waldstücke bis zum Rhein und von da zurück zum Rheingönheimer Wildpark.
Länge der Wanderung: ca. 16 Kilometer
Slideshow mit ausgewählten Fotos
Wir starten am Bahnhof von Limburgerhof unter einem überraschend hellen Himmel. Von da schlagen wir zunächst die Richtung zum Rheingönheimer Wildpark ein.
Die Wege sind nass von wochenlangem Regen, von dem wir heute allerdings verschont bleiben. Die Wanderung ist nahezu vollkommen eben, kein Wunder, wir sind hier ja auch nicht im Pfälzerwald, sondern einen oder zwei Kilometer vom Rhein entfernt.
Solange der Himmel noch halbwegs hell ist, wird die Ahnung des nahen Winters überlagert von den letzten Farben des Spätherbstes. Wir sind jetzt bereits ganz nahe an dem erwähnten Wildpark. In Sichtweite Rheingönheim, ein Stadtteil von Ludwigshafen mit gut 8 000 Einwohnern.
Wir überqueren eine Autobahn. Das ist eine stadtnahe Wanderung, kein einsamer Trail in den Appalachen. Wir begegnen trotzdem recht wenigen Leuten. Meistens sehen wir nur aus der Ferne ein paar graue Wintergestalten, die alsbald vom Horizont verschluckt werden.
Von „Bonjour tristesse“ kann keine Rede sein.
Im Grunde ist jede Wanderung die Erkundung einer kleinen Welt. Die heutige Tour haben wir nur in groben Zügen festgelegt, überlassen uns im Großen und Ganzen der Regie des Zufalls, wir achten lediglich darauf, uns nach und nach dem Rhein zu nähern. Nicht allzu weit südlich von hier befindet sich die Kollerinsel und schräg gegenüber auf der baden-württembergischen Rheinseite die Ketscher Rheininsel. Die gesamte Gegend im Umkreis von rund 20 Kilometern ist übersät von Naturschutzgebieten, die ihr Erscheinungsbild dem Rhein verdanken bzw. alten Schlingen und Armen des Stroms.
Eine letzte Ahnung der „goldenen Flaggen“ des Herbstes (Georg Heym) ist noch da.
Mittlerweile befinden wir uns auf Höhe des Wildparks, der insgesamt 30 Hektar groß ist. Wildarten aus 30 europäischen Ländern finden sich hier.
Letzte Herbsttage
Eigentlich hatten wir eine Wanderung erwartet, bei der wir vom ersten bis zum letzten Schritt unter herbstschwarzen Wolkenklippen dahinlaufen, und bei der das Wenige, was an Farben noch vorhanden ist, entweder vom Nebel oder vom Regen oder von beidem verschluckt wird. Aber dem ist nun wirklich nicht so.
Gute-Laune-Baum
Wir sind am Wildpark vorüber und beginnen zu improvisieren. Wir haben dabei viele Wege zur Auswahl, denn die Gegend ist durchzogen von einem Netz aus Pfaden.
Steg über den Rehbach
Rehbach, später Kiefscher Weiher (oder auch Kiefweiher) und Rhein – wir bekommen heute einige Gewässer zu sehen.
Früher Nachmittag und die Sonne nähert sich schon Wurzelhöhe.
Allzu weit vom Rhein sind wir nun nicht mehr entfernt. Dazwischen liegt im Grunde nur noch besagter Kiefweiher, bis zu dem wir uns allerdings noch ungefähr einen Kilometer über einen Schlammpfad quälen müssen. Dazu passend verabschiedet sich auch die Sonne auf Nimmerwiedersehn.
Wie eine Schaluppe bei Sturm sind wir ein wenig abgetrieben und nicht direkt auf den Weiher gestoßen, sondern etwas südlich am Neuhofener Altrhein gelandet, einem kleinen Baggersee unweit von Altrip.
Einem Trampelpfad folgend …
… erreichen wir den Kiefweiher, der die Besonderheit aufweist, eine direkte Verbindung zum Rhein zu haben, so dass sein Wasserpegel mit dem des Rheins steigt und fällt. An der tiefsten Stelle ist das Gewässer immerhin 14 Meter tief.
Sonne weg, Herbstfarben aber trotzdem noch da
Ein kurzes Stück laufen wir an der Landstraße entlang.
Endlich am Rhein. Unmittelbar gegenüber das Strandbad in Mannheim-Neckarau. Von den Menschenmengen, die im Sommer hier zu finden sind, heute keine Spur.
„Es fuhr ein Pfalzgraf wohl über den Rhein …“
Nach einigen Haken und Abzweigungen sind wir zurück am Rehbach und nähern uns wieder dem Wildpark.
Spazierweg am Rande von Rheingönheim
Zurück auf dem Weg, den wir einige Stunden zuvor bereits gewandert sind, nur in entgegengesetzter Richtung.
Abschluss im Wildpark. Von da wandern wir zurück zum Bahnhof in Limburgerhof.
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