Wandertouren

FOTO-WANDERUNG 49 – 30 KILOMETER DURCHS MITTLERE SAARLAND

Die Zeit der im Nebel verschwindenden Horizonte und der sich bereits nach wenigen Schritten verflüchtigenden Konturen ist wieder angebrochen, der Novemberherbst.
„Ohne Not geht niemand aus“, lautet eine Zeile des Gedichts „Novembertag“ von Christian Morgenstern. Na ja, das trifft auf mich zumindest nicht zu. Hinterm Ofen kann ich mein Leben noch früh genug verhocken. Eine Nebelwanderung kann im Übrigen ihren ganz eigenen Reiz entwickeln, gerade wegen der begrenzten Blickfelder und auch wegen der wie aus dem Nichts entstehenden und ebenso plötzlich wieder sich auflösenden Geräusche.
Heine verpasst dem November in seinem „Deutschland. Ein Wintermärchen“ das Adjektiv „traurig“, der Dichter Max Dauthendey lässt in seinem Gedicht „November“ ein ganzes Geschwader düsterer Adjektive los, also irgendwie scheint der November für viele ein ziemlich deprimierender Monat zu sein.
Wie auch immer, viel novembriger als heute ginge es nur noch, wenn es regnen würde, aber Regen ist heute noch weiter weg als Dauersonne. Im Wald sind die Pfade allerdings feucht und rutschig und das nasse Laub auf den Asphaltwegen erfordert beinahe ständige Wachsamkeit. Anfangs sieht es noch so aus, als sei es nur eine Frage von ein, zwei Stunden, bis die Sonne sich durchsetzt, aber stattdessen wird der Nebel irgendwann so dicht, dass man keine 50 Meter weit sieht und die sichtbare Welt auf die Entfernung bis zum übernächsten Baumstamm zusammenschrumpft.
Zum Verlauf der Wanderung – es ist eine Tour, die praktisch ausschließlich in Stadtteilen von Lebach im mittleren Saarland erfolgt. Genauer gesagt, auf den Wegen zwischen den Dörfern Thalexweiler, Aschbach, Niedersaubach und Gresaubach.

Länge der Wanderung: ca. 30 Kilometer

 

Slideshow mit ausgewählten Fotos

 

Start oberhalb der Lebacher Stadtteile Thalexweiler und Aschbach, an der Gemarkungsgrenze zu Eppelborn. Hier führt denn auch der Panoramaweg Eppelborn vorüber. Es ist recht kalt, vor allem im Vergleich zu den frühlingswarmen Oktobertagen. Über den Feldern liegt zunächst Nebel, der sich aber der Morgensonne zu beugen scheint.

 

Oberhalb von Aschbach laufe ich am Waldrand vorüber in Richtung des kleinen Dorfes Macherbach, das zu Eppelborn gehört.

 

Sieht so aus, als würde der Nebel doch die Oberhand gewinnen.

 

Über einen versteckten Wiesenpfad wandere ich in Richtung Aschbach. Der Nebel engt die Sicht immer mehr ein.

 

Der Morgen schreitet voran, aber der Nebel weicht nicht.

 

St. Maternus, die Kirche von Aschbach, erbaut ein paar Jahre nach WK II

 

Ich wandere unterhalb des Aschbacher Friedhofs an Weiden und einem Bauernhof vorüber. Mittlerweile sind die Temperaturen auf ein angenehmes Niveau geklettert. Allzu weit kann ich den Blick nicht vorauseilen lassen, aber es ist noch recht früh am Morgen, und ich hoffe, dass gegen Mittag doch noch die Sonne hervorkommt.

 

Dass es überhaupt keine Sonne gibt, kann man wirklich nicht sagen. Zwischendurch scheint es immer mal wieder so, als könnte sie sich endlich aus dem Griff des Nebels befreien. Die Windräder da vorne sind normalerweise schon aus großer Entfernung zu sehen.

 

Silhouettenwelt

 

Sekunden später jedoch plötzlich klare Sicht

 

Nach einem kurzen Stück durch den Wald und an den Windrädern vorüber wandere ich jetzt auf diesem Asphaltweg auf Niedersaubach zu, einen weiteren Stadtteil von Lebach. Mittlerweile zeigen sich an den Bäumen auch verschiedene Symbole von Wanderwegen. U. a. führt hier die „Klima-Runde“ vorbei, ein noch relativ junger Wanderweg von rund 12 Kilometern Länge.

 

Lokale Geografie

 

Dieser Asphaltweg ist jetzt genau das Richtige, um ein wenig Tempo aufzunehmen. Die Landschaft wirkt trotz des Nebels gar nicht einmal so beengt. Der Nebel schafft überdies eine eigene, surreale Atmosphäre.

 

Kurz vor Niedersaubach, einem Stadtteil Lebachs mit weniger als 1 000 Einwohnern. Ich wandere bis zur Hauptstraße hinunter und wende mich dann nach links.

 

An der Kirche St. Antonius von Padua vorüber wandere ich bergan in Richtung B 268. An Anstiegen fehlt es dieser Wanderung ohnehin nicht, aber es ist keine übermäßig schwierige Tour. Letztlich kommen etwa 700 Bergauf-Höhenmeter zustande.

 

Der Nebel ist tatsächlich fürs Erste etwas zurückgewichen und erlaubt einen freieren Blick übers Land. Der Horizont ist natürlich immer noch recht nah und das Meiste liegt hinter dem Nebelvorhang verborgen. Die Gegend um Lebach herum ist – wie im Grunde das gesamte Saarland – recht hügelig. 400 bis 450 Meter Höhe erreichen die Hügelkuppen ringsum, der Schaumberg in der Nachbargemeinde Tholey fast 600 Meter.

 

Ich überquere die B 268, wobei ich allerhöchste Vorsicht walten lassen muss, da die Stelle sehr schlecht einsehbar ist, danach wandere ich auf diesem Weg unterhalb der Landstraße ein Stück auf Schmelz zu.

 

Nicht lange und ich biege nach rechts ab, wobei ich zunächst dem Großen Schmelzer Rundweg folgen kann. Immer wieder kommen jedoch neue Wanderwege hinzu, an denen ich mich für eine Weile orientieren könnte. Von diesem Asphaltweg beispielsweise nehme ich später eine Abzweigung nach Gresaubach und folge dann dem Pfad „Auf nach Höchsten, Schuttrunde Gresaubach“. Der Nebel wird wieder dichter, von Sonne keine Spur mehr.

 

Ich durchquere Gresaubach und folge dem erwähnten Wanderpfad „Auf nach Höchsten“. Der Nebel hat vollkommen die Oberhand gewonnen und wird beinahe mit jedem Schritt dichter. Nach Höchsten führen überall aus den umliegenden Dörfern Wanderwege. Die dortige Kapelle ist seit jeher ein Anlaufpunkt für Spaziergänger gewesen.

 

Bis auf drei winzige Trinkunterbrechungen mache ich heute keine Pause.

 

Gegenüber dem Asphalt haben solche Wiesenpfade und vor allem schmale Wege im Wald, wie sie später noch folgen, den Nachteil, dass man höllisch aufpassen muss, nicht auszurutschen. Es ist trotzdem eine willkommene Abwechslung.

 

Nach einigen Schleifen lande ich oberhalb der Landstraße zwischen Gresaubach und Steinbach bzw. Thalexweiler. Ich höre allerdings mehr von ihr, als dass ich was von ihr sehe. Mehrere Kilometer weit wandere ich auf einem schmalen, nassen Pfad durch den Wald, links eine steile Böschung, rechts die Nebelwand.

 

Auch hier gäbe es Rastmöglichkeiten.

 

Eine recht schöne Passage, die mich nahe an Höchsten heranführt. Die wenigen Farben leuchten im Nebelwald hell wie Fackeln in einer mondlosen Nacht.

 

1,3 Kilometer bis Höchsten. Als diese Strecke fast ganz zurückgelegt ist, entschließe ich mich allerdings, noch eine große Schleife zu laufen, die mich bis Gresaubach zurückführt und dann auf einem weiteren Wanderweg endgültig nach Höchsten bringt.

 

Viel zu sehen gibt es im Moment wirklich nicht.

 

Ich ertaste mir meinen Weg mehr oder weniger durch den dichten Nebel zurück nach Gresaubach. Einmal tauchen ein paar menschliche Silhouetten im Nebel auf, verschwinden aber gleich wieder im wabernden Grau.
Gresaubach ist mit rund 1800 Einwohnern einer der größten Stadtteile von Lebach. Sehr markant ist die Kirche Herz-Jesu in der Ortsmitte, die von den Höhen der Umgebung gut zu erkennen ist. Auf dieser Zusatzschleife wandere ich unmittelbar daran vorüber und stelle fest, dass gerade Bauarbeiten daran vorgenommen werden. In Gresaubach gab es bis 1994 auch noch ein Freibad, von dem allerdings nichts mehr übrig ist, da es vor etlichen Jahren ganz abgerissen wurde, um einem Neubaugebiet Platz zu machen. Es war eines von gar nicht so wenigen saarländischen Freibädern in eher kleinen Ortschaften, die früher noch irgendwie finanziert wurden, aber angesichts der immer schlechter gefüllten Gemeindekassen nicht mehr unterhalten werden konnten. Von Gresaubach aus wähle ich dann eine weitere Variante von „Auf nach Höchsten“, nämlich den Hambach-Pfad.

 

Eine ganze Weile führt der Weg durch nebelstillen Wald bergan. Die hellen Farben des Oktobers sind zum größten Teil verschwunden, das herabgefallene Laub ist schon beinahe Teil des Erdreichs geworden.

 

Letzte Waldimpression für heute

 

Der letzte Kilometer bis Höchsten. Von hier könnte ich an hellen Tagen weit ins Land sehen. Zu beachten sind im Übrigen die Warnhinweise, denn hier, beinahe unmittelbar angrenzend an den Weg, befindet sich ein Standortübungsplatz.

 

Marienkapelle Höchsten

 

Letzter Abschnitt der Wanderung – von der Kapelle wandere ich wieder auf Thalexweiler zu.

 

Letzter Blick ins Land. Der Schaumberg am rechten Bildrand verschwindet im Nebel, einige kleinere Hügel treten immerhin deutlich hervor.

 

Slideshow

 

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2 Comments

  • Strauchs Wanderlust

    Hallo,
    sehr schöne Strecke. Wir haben den ein oder andere Abschnitt erkannt unter anderem vom Panoramaweg Eppelborn oder auch vom 5-Kreise-Weg. Der Nebel hat für uns immer etwas mystisches und die Wanderung ist meistens angenehm anders als sonst. Liebe Grüße Sarah und Marco von Strauchs Wanderlust

    • Torsten Wirschum

      Hi,
      vielen Dank für den Kommentar.:-) Der Nebel war tatsächlich gar nicht unangenehm, nur die Fernblicke haben ein wenig darunter gelitten. Dieser 5-Kreise-Weg ist ja mittlerweile fast überall zu sehen, ich bin ihn aber noch nicht ganz gegangen.

      Viel Spaß weiterhin beim Wandern und viele Grüße
      Torsten

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