FOTO-WANDERUNG 99 – KAFFEEMÜHLCHEN, SCHNECKENNUDEL & KLOSTERRUINE LIMBURG
So wie heute könnte der allererste Tag des Frühlings aussehen – schon mehr als eine Ahnung milder Luft, Vogelstimmen überall, und die übrigen Geräusche verhallen nicht mehr in einem leeren Nichts wie an den grauen Krähenherbsttagen und den Wintertagen mit ihren stumpfen Nebelhorizonten, sondern sie scheinen irgendwo, mal nahe, mal fern, in der Luft zu schweben, als seien sie ein Teil davon.
Schauplatz dieser Wanderung ist die mittlere bis nordöstliche Pfalz, und wir hätten für diesen Tag wohl kaum eine bessere Gegend finden können. Schmale Pfade durch Kiefern- und Birkenwälder, jede Menge Fernblicke über die Hügel des Pfälzerwalds hinweg, in die Rheinebene hinein und bis zum Odenwald, dazu sehenswerte Türme und Ruinen. So rasch wird diese Tour sicher nicht in die Katakomben des Vergessens hinabsinken.
Länge der Wanderung: ca. 14 Kilometer
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Wir starten in der Mannheimer Straße unweit des Bahnhofs und wandern zunächst eine Weile durch die Straßen Bad Dürkheims. Es ist früher Vormittag und nur wenige Leute sind unterwegs. Ein auffälliger Wegpunkt ist dabei der Römerbrunnen. Der Kirchturm im Hintergrund gehört zur Schlosskirche.
Wie es aussieht, liegt ein heller Tag vor uns.
Wenngleich wir uns bereits auf dem Wanderweg „Von Kaffemühlchen und Schneckennudeln“ befinden, ist das hier eher noch ein Epilog. Trotzdem finden wir bereits so viel Gefallen an der Tour und am Gehen, dass sich schon jetzt abzeichnet, dass wir uns nicht mit den rund 9 Kilometern dieses Wanderweges begnügen werden.
An Weinhängen vorüber wandern wir auf den Flaggenturm zu.
Der Flaggenturm ist zwar nur 10 Meter hoch, dennoch bietet sich uns von der Aussichtsplattform ein bemerkenswerter Fernblick über die Rheinebene und natürlich auch in die anderen Richtungen. Die Optik des Turmes verhalf ihm zu dem Beinamen „Kaffemühlchen“.
Was für ein Unterschied zu all den Regentagen der letzten Wochen, in denen der Blick sich meistens in irgendeinem Gewaber verlor. Der auffällige Gebäudeüberrest in der Bildmitte ist die Klosterruine Limburg.
Wirken lassen
Noch ein Blick auf das Türmchen, dann setzen wir unseren Weg fort. Ein paar Minuten lang pfeift der Wind durch die Weinhänge, aber so plötzlich, wie er aufgekommen ist, ebbt er auch wieder ab.
An Februar erinnert außer den Baumgerippen nicht allzu viel, wenn man ehrlich ist. Temperaturen um 10 Grad herum und hier und da sprießen schon die ersten Blüten.
Viele Bänke, Hekatomben von Wegweisern – also hier ist man wahrlich auf Wanderer eingerichtet.
Erste Waldeindrücke – die Kiefern begleiten uns eine ganze Weile, ebenso das Laub am Wegrand. Noch laufen wir über trockenen Waldboden, später kommen Wurzeln und Steine hinzu, die vielen Wanderwegen in dieser Gegend eine ganz eigene Note verleihen.
Überall diese Alienkiefern!
Im Moment ist unser Wanderweg noch identisch mit dem Pfälzer Weinsteig, der recht bald aber in Richtung Deidesheim abzweigt.
Blicke ins Land
Mehr oder weniger weite Strecken zu Fuß zurückzulegen, erfordert gerade in Zeiten, in denen exorbitante Geschwindigkeiten möglich sind, eine besondere Form von Geduld. Im 18. Jahrhundert, als das Wandern in Deutschland ganz allmählich seine Anhänger gewann, benötigte man diese Form von Geduld noch nicht, denn es existierten keine schnelleren Fortbewegungsmittel als Pferde. Die Diskrepanz der Gehgeschwindigkeit zu schnelleren Arten der Fortbewegung war also erheblich geringer als heutzutage. Nichtsdestotrotz scheint es jede Menge Leute gegeben zu haben, die es als Zumutung betrachteten, zu Fuß zu gehen, zumindest wenn man die Erfahrungen von Karl Philipp Moritz bei seinen Wanderungen in England im Jahr 1782 zugrunde legt: „Und wahr ist es, selbst der ärmste Mensch setzt sich lieber in Gefahr, auf der Outside einer Postkutsche den Hals zu brechen, als eine Strecke zu Fuße zu gehen.“
Eine wunderbare Wanderung, vom ersten bis zum letzten Schritt
Stufen
Wurzeln, Steine, Kiefern
Es ist tatsächlich eine Art Frühlingstag geworden, wie unschwer zu erkennen ist.
Einer von zahlreichen alten Grenzsteinen am Wegrand
Hier irgendwo könnten wir über einen halbsteilen Anstieg zum Zeppelinturm hinaufsteigen, unser Wanderweg vollzieht aber erst einmal noch eine Schleife.
Schatten und Licht
Anstieg zum Zeppelinturm
Ähnlich wie die Bezeichnung „Kaffeemühlchen“ für den Flaggenturm, so erklärt sich der Name „Schneckennudel“ für den Zeppelinturm wohl von selbst, sobald man des Turmes ansichtig wird.
Auch hier wieder Windböen, die schnell nachlassen. Vom Zeppelinturm aus wenden wir uns dann wieder talwärts.
Blick vom Zeppelinturm
Auf dem Weg nach unten plötzlich Armeen von Birken
Wieder am Rande des Bad Dürkheimer Stadtteils Seebach angelangt, beschließen wir spontan, noch ein paar Kilometer mehr zu wandern und folgen dem Rundwanderweg Klosterruine Limburg.
Ein kurzes Stück trotten wir diese Straße entlang, dann geht es hinauf zur Klosterruine.
Bei der Klosterruine Limburg handelt es sich um eine im 11. Jahrhundert gegründete Benediktinerabtei, die allerdings seit langer Zeit – nämlich seit vielen Jahrhunderten – nicht mehr existiert.
Auch hier ein toller Fernblick in Richtung Mannheim
Unmittelbar neben der Klosterruine finden sich jede Menge Skulpturen, die Gottschalk-Skulpturen. Dabei handelt es sich um, wenn man so will, moderne Interpretationen eines Werkes des hochmittelalterlichen Sequenzdichters Gottschalk von Aachen, der zeitweise als Mönch im Kloster Limburg gelebt haben soll.
Die Ruine ist gut besucht, kein Wunder bei diesem frühlingshaften Wetter. Wir legen eine längere Rast ein und nehmen anschließend den abenteuerlichen Abstieg ins Tal in Angriff.
Der Pfad führt über viele Treppenstufen und um so manche Kurve herum hügelabwärts.
Evangelische Kirche des Bad Dürkheimer Stadtteils Grethen
Die letzten zwei, drei Kilometer
Kurz vor dem Ziel. Der Bach neben dem Weg ist die Isenach, ein 36 Kilometer langer Zufluss des Rheins, der auch durch den Bad Dürkheimer Kurgarten fließt.