Wandertouren

FOTO-WANDERUNG 76 – VON OTTWEILER NACH NIEDERLINXWEILER

Der Sommer ist da. Und es ist ein heißer. trockener Julisommer mit hellen, leuchtenden Horizonten, die sehr weit entfernt erscheinen und dennoch gar nicht wie der Rand des Blickfeldes wirken, sondern eher wie ein dünner, durchlässiger Schleier, der einen weiten Raum vom anderen trennt.
Dadurch dass die Wanderung oft über schattige Wege führt, ist die Hitze jedoch kein allzu großer Störfaktor. Aber es ist ohnehin keine Wüstenhitze, es liegt kein Flimmern über dem Asphalt, das aussieht, als würde es kosmischen Staub regnen.
Die Wanderung beginnt in Ottweiler im Osten des Saarlands und endet – allerdings nach einer großen Schleife – im nördlichen Nachbarort Niederlinxweiler. Ottweiler war lange Zeit ein eigener Landkreis, der im Prinzip auch heute noch existiert, nur dass er im Jahre 1974 in Landkreis Neunkirchen umbenannt wurde. Das zwischenzeitlich verschwundene Autokennzeichen OTW darf seit zwei Jahren wieder ausgegeben werden, und man sieht es auch recht häufig auf den Straßen. Der Zielort Niederlinxweiler gehört bereits zum Landkreis St. Wendel, hat aber historisch zumindest teilweise die gleichen territorialen Zugehörigkeiten wie Ottweiler, kein Wunder als direkter Nachbarort.

Länge der Wanderung: ca. 13 Kilometer

 

Slideshow mit ausgewählten Fotos

 

Ein paar hundert Meter nach meinem Start am Bahnhof von Ottweiler wandere ich am hiesigen Rosengarten entlang, eine zumindest optisch stille Oase unmittelbar neben einer stark befahrenen Straße. Es ist ein kleiner Garten, aber er bietet mir etwas Schatten, bevor ich eine Viertelstunde an der eben erwähnten Straße entlangmarschiere und damit auch durch komplett schattenlose Bereiche laufe.

 

Der Stengel-Pavillon, erbaut von dem im Saarland sehr rührigen Baumeister Friedrich Joachim Stengel. Die Ludwigskirche in Saarbrücken ist sein Werk, ebenso die nicht weit davon entfernt stehende Friedenskirche und natürlich der Neubau des Saarbrücker Schlosses. Stengel wurde über 90 Jahre alt und hatte deshalb eine lange Wirkungszeit, die im frühen 18. Jahrhundert begann, als in Frankreich noch der Sonnenkönig Ludwig XIV. seine absolutistische Herrschaft ausübte.
Stengel war in vielen Regionen tätig, in den Herzogtümern Sachsen-Gotha und Sachsen-Eisenach, in Mannheim, im Elsass usw. Im Jahre 1740 siedelte er nach Saarbrücken um, in den Herrschaftsbereich der Grafen von Nassau-Saarbrücken.
Der Pavillon ist einer von zwei Bauten in Ottweiler, die von Stengel konzipiert wurden. Das zweite Gebäude ist das ab 1755 entstandene sog. Witwenpalais, eine Bezeichnung, die wohl irreführend ist, denn das Gebäude war vermutlich einfach als Stadtpalais für den Saarbrücker Fürsten Wilhelm Heinrich gedacht.

 

Eine gewisse Orientierungshilfe für mich stellt ab etwa Kilometer zwei der „Rundweg Nummer 5“ dar.

 

Ich könnte auch auf der Straße gehen, da dort so gut wie kein Auto fährt, aber ich ziehe diesen schattigen Spazierweg vor.

 

Am Wingertsweiher, der gar nicht mal so klein ist. Ein paar Wohnmobile sind zu sehen, vom Ufer ist das Geschrei und das Gegröle einer Gruppe von Biertrinkern zu hören. Schon bald aber wird es ruhiger, nur noch ein Spaziergänger begegnet mir hier und da.

 

Ich übereile mich heute nicht, aber von Schleichen kann auch keine Rede sein. Die Wege sind sämtlich völlig neu für mich, was die Wanderung umso interessanter macht.

 

Seeroseninsel

 

Dieses Gefühl. angekommen zu sein, obwohl man noch unterwegs ist

 

Wandern schafft eine wohltuende Distanz zur Welt, eine temporäre natürlich, aber genau das ist das Gute.

 

Wurzelwelt, Schattenwelt

 

Den Wingertsweiher hinter mir lassend, wandere ich noch ein Stück in östlicher Richtung. Auf einem Wegweiser wird die Entfernung nach Fürth im Ostertal mit 2 Komma irgendwas Kilometern angegeben, die nach Dörrenbach mit gut vier Kilometern. Jenseits dieser beiden Dörfer beginnt dann schon Rheinland-Pfalz.

 

Nach dem Wald folgt offene Landschaft. Ein zunächst kaum merklich ansteigender Asphaltweg, bei dem der Blick weit vorauseilen kann. Schatten gibt es jetzt natürlich so gut wie nicht mehr, aber ich empfinde die Hitze noch immer nicht als wirklich drückend.

 

Landschaft mit Windrad

 

Die 30-Grad-Grenze dürfte mittlerweile überschritten sein. Dass die Hitze leergefegte Wege verursachen würde, kann man allerdings nicht behaupten. Ich begegne nicht wenigen Spaziergängern, Joggern und Radfahrern.

 

Lagunenblau

 

Freier Blick

 

Brücke über die Bahngeleise. Hier verläuft die Bahnstrecke zwischen Saarbrücken und St. Wendel.

 

Stiller Blick in die hügelige Landschaft

 

Noch immer bin ich auf der Gemarkung von Ottweiler. Wenn man die idyllische Landschaft betrachtet, käme man kaum auf die Idee, dass nur ein paar Kilometer weiter – in Neunkirchen – über Generationen hinweg ein Zentrum der saarländischen Schwerindustrie beheimatet war, nämlich die Neunkircher Hütte. Auch Ottweiler hat jedoch durchaus seine industrielle Vergangenheit, wurde hier doch ab etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts im großen Stil Kalk abgebaut.

 

Ich nähere mich nun Niederlinxweiler. Es gibt auch Oberlinxweiler, kaum einen Steinwurf weit weg. Die beiden Dörfer scheinen vor Jahrhunderten unter dem Namen Linxweiler ein und derselbe Ort gewesen zu sein.

 

Ein Sonnentag

 

Ich wandere jetzt auf ziemlich direktem Wege auf Niederlinxweiler zu, vergewissere mich aber noch einmal bei einem Spaziergänger, dass ich tatsächlich in der richtigen Richtung unterwegs bin.

 

Trotz der Hügel ringsum ist das heute eher eine Flachetappe.

 

Letzter Fernblick

 

Zielgerade

 

Slideshow

 

 

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert