Wandertouren

FOTO-WANDERUNG 106 – WASSERLIESCHER PANORAMASTEIG

Zum ersten Mal war ich an der Mosel in einer Zeit, die so lange zurückliegt, dass sie mir wie die Erinnerung an ein uraltes Foto vorkommt. Ich habe keine Einzelheiten mehr vor Augen, sondern nur eine aus schwarzen Silhouetten und Linien bestehende Dunkellandschaft. Ich weiß nicht einmal mehr, auf welche Gegend an der Mosel sich diese rudimentäre Erinnerung bezieht.
Heute jedenfalls bin ich an der Obermosel, dem Abschnitt der Mosel vom Dreiländereck bei Perl (Deutschland, Frankreich, Luxemburg) bis zur Saarmündung bei Konz. Die Mosel ist bei meiner heutigen Wanderung zwar nur von weitem zu sehen, sie ist aber immerhin das prägende Element bei den Fernblicken.

Länge der Wanderung: ca. 19 Kilometer

 

Slideshow

 

Wasserliesch ist, von Konz aus gesehen, der erste Ort in Richtung Perl und Dreiländereck. Bis dorthin sind es allerdings noch rund 40 Kilometer.

 

Erster Fernblick

 

Das lange vermisste Grün ist heute allgegenwärtig.

 

Die Wege sind leer wie stillgelegte Autobahntrassen. Die Pfade sind meistens sehr schmal und von dichter Vegetation gesäumt.

 

Eine ganze Weile verläuft der Weg entlang des Albachs oder zumindest in dessen unmittelbarer Nähe. Hier und da ergibt sich die Gelegenheit, direkt ans Bachufer heranzutreten.

 

So ungefähr sehen viele Pfade anfangs aus – schmal und schattig. So flach wie an dieser Stelle bleibt es allerdings nicht, wie bei einem Weg mit der Bezeichnung „Steig“ auch wohl kaum anders zu erwarten.

 

Einen besseren Tag als heute hätte ich mir für diesen Wanderweg kaum aussuchen können.

 

Am Bachufer

 

Wie gehabt – Wald und schmaler Pfad

 

Jetzt beginnt ein länger andauerndes Auf und Ab. In der Senke immer noch der Albach, zu dem der Pfad dann letztlich auch hinabführt, allerdings erst nach geraumer Zeit.

 

Einer dieser Pfade, bei denen man den Schwung einer flachen oder abschüssigen Passage immer wieder für den nächsten Anstieg mitnehmen kann, weil der Streckenverlauf einer Berg- und Talbahn ähnelt. Auf den Böschungen vielfach ein Durcheinander aus umgestürzten Bäumen. Der Pfad dagegen akkurat abgegrenzt von diesem Durcheinander, so, als würde er ein Eigenleben führen.

 

Trotz der Waldschatten ist die Frühlingswärme sehr präsent. Außerhalb des Waldes in der prallen Sonne dürften sich die Temperaturen schon beinahe auf sommerlichem Niveau bewegen. Wenig später überquere ich den Albach und steige wieder bergan.

 

Als ich aus dem Wald heraustrete, empfängt mich eine grelle, sehr warme Sonne. Vor mir ein paar wie zufällig hier abgeworfene Weinberge. Im Hintergrund ein kleines Dorf.

 

Schon beinahe ein Hauch von Sommer

 

Ich habe mich mittlerweile ein paar Kilometer von der Mosel entfernt. Das Dorf jenseits der Weinberge ist Fellerich, was bedeutet, dass ich mich etwa in Höhe von Temmels befinde. Temmels liegt am deutschen Moselufer, nordöstlich von Grevenmacher in Luxemburg. Am Wegrand entdecke ich auch einen Wegweiser, auf dem die Entfernung nach Wasserbillig, dem alten deutsch-luxemburgischen Grenzübergang, mit 3,1 Kilometern angegeben ist.

 

Schöner Frühlingswald

 

Der größte Teil der Anstiege liegt nun hinter mir.

 

Sieht aus wie ein kleiner Laufparcours ohne Überholmöglichkeit. In Wahrheit handelt es sich jedoch um einen Orchideenpfad. Hier sollen nacheinander etliche Orchideenarten blühen, allerdings sehe ich leider noch nicht allzu viel davon. Trotzdem eine schöne, idyllische Passage mit den Wiesen ringsherum und den Blicken weit in die Landschaft hinein.

 

Geschehen lassen leicht gemacht

 

Nächstes Level des Wohlbefindens

 

Eine Weile folge ich noch diesem Asphaltweg. Bis zum Zielpunkt in Wasserliesch sind es von hier aus noch rund 5 Kilometer. Zu erwarten ist, dass es auf den letzten Kilometern in erster Linie hügelabwärts gehen wird, denn ich bin schließlich ganz unten im Tal gestartet.

 

Die Löschemer Kapelle, ein Wallfahrtsziel. Hier herauf führt ein Kreuzweg mit 14 Stationen. Der ursprüngliche Bau soll 1708 oder 1709 errichtet worden sein. Im Hintergrund ist bereits das Moseltal zu erkennen.

 

Nun ja, allein schon wegen dieses Ausblicks haben sich die bisherigen 11 Kilometer gelohnt.

 

Kunstwerk neben der Kapelle

 

Die Kapelle steht auf dem 350 Meter hohen Löschemer Berg, einem Ausläufer des Saargaus. Von hier wandere ich nun wieder talwärts.

 

Angenehmer Schattenwald

 

Eine der vorhin erwähnten 14 Stationen hinauf zur Kapelle

 

„Empfangt mich, heilige Schatten! Ihr hohen belaubten Gewölbe …“
(aus Ewald Christian Kleist, „Der Frühling“, 1749)

 

Eine von mehreren Felsformationen auf meinem Weg

 

Ich bin nun schon recht nahe an Wasserliesch. Das Sonnenlicht zersetzt allmählich auch die tiefsten Schatten. Es ist tatsächlich ein Frühlingstag, wie er im Buche steht.
Irgendwo entdecke ich am Wegrand einen zerfallenden Holz-Wegweiser, auf dem gerade noch lesbar „Konz“ eingeritzt ist. Von diesem Zeitpunkt an spiele ich mit dem Gedanken, nicht nach Wasserliesch zurückzukehren, sondern zum Bahnhof in Konz zu marschieren, denn von dort hätte ich mehr Zugverbindungen zur Auswahl.

 

Durch die vollkommene Abwesenheit von Anstiegen ist die Wanderung mittlerweile zu einer Art Nachmittagsspaziergang geworden.

 

Witziges am Wegrand

 

Und dann setze ich die Idee, nach Konz zu wandern, tatsächlich in die Tat um. Auf rund einen Kilometer des Wasserliescher Panoramasteigs verzichte ich und biege stattdessen auf den Moselsteig ab. Die knapp 3 Kilometer bis in die Konzer Innenstadt sind sicher nicht gerade der schönste Abschnitt des Moselsteigs, aber für mich stellt der Moselsteig jetzt die ideale Orientierung dar.

 

Ankunft in Konz mit Blick auf die Saar, die ein paar hundert Meter von hier in die Mosel mündet

 

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