FOTO-WANDERUNG 142 – VON EPPINGEN NACH LEINGARTEN
Alles an diesem Tag ist Frühling.
Die vielfältigen Variationen von Grün in den Wäldern ebenso wie die zugleich einsam und freundlich wirkende Landschaft und die warme, milde Mailuft, die weit entfernt ist von sengender Sommerhitze. Und dann ist da auch noch dieser kaum wahrnehmbare, aber beständige Wechsel von völliger Windstille zu einem leichten, in den Baumkronen sich verfangenden, mitunter aber auch über die Wege am Rande der Weinberge streichenden Luftzug.
Und die Wanderung passt nahezu perfekt zu dieser Frühlingskulisse: jede Menge Wald, und zwar recht dichter, aber nichtsdestoweniger heller Laubwald, und dazu oft Fernblicke zu den flachen Hügelwellen des Kraichgaus.
Es ist eine dieser Wanderungen, bei welchen die Vorstellung leichtfiele, dass man dabei ist, zu einer endlosen Reise aufzubrechen, unbekümmert darum, wohin die Wege führen, die man einschlägt. Oder zumindest einfach so lange umherzustreifen, bis man keine Lust mehr dazu verspürt, noch weiterzugehen, gleichgültig wann, gleichgültig wo.
Für diesmal jedoch haben wir die Route exakt festgelegt. Wir starten in Eppingen, gut 20 Kilometer westlich von Heilbronn, und folgen von hier aus einem Wanderweg mit der Bezeichnung KR1. Zielpunkt der Tour ist schließlich die kleine Stadt Leingarten unmittelbar vor den Toren Heilbronns.
Länge der Wanderung: ca. 22 Kilometer
Gleich nach unserem Aufbruch streifen wir den Rand des Eppinger Weiherparks, der in unmittelbarer Nähe des Eppinger Bahnhofs zu finden ist.
Wir lassen Eppingen zügig hinter uns. Gleich zu Beginn soll ein etwas längerer Anstieg folgen, und das stellt sich auch als richtig heraus. Nach diesem Anstieg werden wir schon fast die Hälfte der gesamten Bergauf-Höhenmeter hinter uns haben.
„Es grüßt im Morgenschimmer/Der junge Frühlingstag.“
Der Autor dieser Zeilen war Joseph Victor von Scheffel, geboren gar nicht so weit entfernt von hier, nämlich in Karlsruhe.
Scheffel unternahm Mitte des 19. Jahrhunderts viele, auch längere Wanderungen, nicht zuletzt im Odenwald – ein Wanderziel, das sich alleine schon deshalb anbot, weil er in Heidelberg ein Studium absolvierte.
Dass Scheffel im Jahr 1859 auch das sogenannte Frankenlied schrieb – „Wohlauf, die Luft geht frisch und rein,/wer lange sitzt, muss rosten …“, sei natürlich auch kurz erwähnt.
Ein Weg in der warmen, aber beileibe nicht glühenden Morgensonne, viele schattige Bäume – besser kann eine Wanderung kaum beginnen.
Blick zurück auf Eppingen
Plötzlich ein ganz schmaler Pfad durch dichte Vegetation. Stetig, nach und nach auch etwas steiler werdend, geht es den Hügel hinauf.
Immer noch bergan
Aussichtsplattform „Kraichgaublick“
Einer dieser Augenblicke, in denen man sich innerlich zurücklehnt
Wie Musik, die sich in Farben und in Licht verwandelt hat
Im Grunde liegt damit der schwierigste Teil der Strecke bereits hinter uns.
Zum ersten Mal für heute sind wir in den Weinbergen.
Wir durchwandern das zu Schwaigern gehörende Dorf Niederhofen und gelangen dann auf einen Asphaltweg, der wie eine silberne Schnur zwischen Feldern hindurchführt. Hier und da Traktorenlärm, der aber rasch abebbt und wieder einer beinahe vollkommenen Stille weicht.
Anstieg durch die Weinberge. Mittlerweile ist es so warm geworden, dass wir die schattigen Bereiche auf den Wegen bevorzugen.
Fernblick mit Wolkenwattebäuschen
Am Wegrand
Wunderbarer Fernblick
Wir traben wieder bergan. Es ist kein schwieriger Anstieg, so dass wir der Umgebung jede Menge Aufmerksamkeit widmen können. Zur Linken eine Trockenmauer, hier und da uralte, überwucherte Treppen zwischendrin. Über einem Gelass steht die Jahreszahl 1905. Im Innern des Gelasses ein Bassin, in dem damals Regenwasser gesammelt wurde. Dieses wurde für die Spritzbrühe benötigt, die man zur Schädlingsbekämpfung einsetzte.
Im Jahr 1898 hatten die Gebrüder Holder die weltweit erste selbsttätige Pflanzenschutzspritze hergestellt, und gerade die Weinberge waren für solcherlei Spritzen ein wichtiges Einsatzgebiet.
Und noch so ein grandioser Kraichgaublick
Zurück im Wald
Viele alte Grenzsteine am Wegrand
Kilometerweit laufen wir nun über einen schmalen Saum durch den Frühlingswald. Einmal müssen wir einem uns entgegenkommenden Radfahrer ausweichen, Wanderern oder Spaziergängern begegnen wir dagegen nicht.
Irgendwo zwischen Niederhofen, Neipperg und Schwaigern. Neipperg war der Geburtsort von Anna Maria Wagemann, der vermutlich letzten Frau, die im Kraichgau wegen Hexerei hingerichtet wurde. Gut 300 Jahre ist das her, aber wenn man sich den Verlauf der damaligen Ereignisse etwas detaillierter anschaut, wähnt man sich nicht in der Neuzeit, sondern in einer Epoche des allerfinstersten Irrsinns.
Es gibt übrigens die Möglichkeit, den KR1 abzukürzen und beispielsweise nach Schwaigern statt nach Leingarten zu wandern. Wir machen von dieser Möglichkeit allerdings keinen Gebrauch.
Zur Abwechslung mal ein Wiesenpfad
Die Sonne macht Pause.
Nicht lange jedoch, und es wird wieder so hell, dass man weit ins Land schauen kann. Wir haben den Heuchelberg erreicht, einen Höhenzug, der sich schon recht nahe bei Heilbronn befindet. Die Weinberge bieten zusammen mit den Mulden und den flachen Hügeln der Umgebung ein wunderbares Panorama. Hier sind selbstredend auch viele Leute unterwegs. Viele von ihnen steuern ebenso wie wir die Heuchelberger Warte an, einen Aussichtsturm, bei dem sich auch verschiedene Einkehrmöglichkeiten befinden.
Genusswandern vom Feinsten
Schauen und wirken lassen
Von den Weinbergen führt der Weg dann wieder in den Wald hinein.
Die Heuchelberger Warte liegt hinter uns und wir steigen nun nach Leingarten hinab, zunächst über diese Treppe, später folgt dann ein Asphaltweg.
Im Naherholungsgebiet Eichbottsee, kurz vor dem Ziel