FOTO-WANDERUNG 139 – VON TÜRKISMÜHLE NACH NAMBORN
Manche Wege wecken Erinnerungen, heben sie unvermittelt für einen kurzen Moment aus der Dunkelheit des Beinahe-Vergessens. Oft ist es nicht mehr als eine Empfindung, höchstens von einem verschwommenen Bild begleitet, von Zeit zu Zeit jedoch ersteht eine detaillierte Erinnerungswelt, bleibt einen oder zwei Gedanken lang bestehen und löst sich dann wieder in Nichts auf. Bei der heutigen Tour fühlt sich das Unbekannte manchmal an wie das Wiederentdecken vergangener Erlebnisse, andererseits hat sich Bekanntes mitunter so stark verändert, dass man es kaum wiedererkennt.
Es liegt einige Jahrzehnte zurück, seit ich den Bostalsee zuletzt nahezu ganz umrundet habe, und während wir dem See-Rundweg folgen, ruft nur wenig ein Erinnerungsecho in mir hervor, hier und da aber erkenne ich doch etwas wieder – das Bosener Kunstzentrum, das Schwimmbad, vereinzelt einen Wegeabschnitt.
Wie auch immer, der Bostalsee ist ein frühes Highlight der Wanderung. Von hier aus bewegen wir uns über verschiedene Wanderwege in südliche Richtung, auf immer einsameren Pfaden. Der angekündigte Regen bleibt uns bis kurz vor dem Abschluss der Tour erspart, zu unserer Überraschung zeigt sich nicht selten sogar die Sonne.
Länge der Wanderung: ca. 20 Kilometer
Podcast-Episode (Link führt auf eine externe Seite!)
Unser Startpunkt ist Türkismühle. Von hier aus wandern wir an der Landstraße entlang nach Gonnesweiler und von da zum Bostalsee.
Der Rundweg um den See ist knapp sieben Kilometer lang.
Fahrrad- und Fußweg getrennt, sehr angenehm.
Dunkles Wasser, dunkler Himmel. Allzu sehr wären wir nicht erstaunt, wenn es in der nächsten Sekunde zu regnen beginnen würde.
Zwischen Weg und See liegen oft abgesperrte Strandareale, aber das stört uns nicht weiter. Der Bostalsee ist deutlich größer als der zweite saarländische Stausee, der Losheimer Stausee.
Nicht lange und wir stoßen auf die Straße der Skulpturen. Allzu viele Skulpturen bekommen wir im Laufe der Wanderung allerdings nicht zu sehen, denn die meisten befinden sich wohl bei Baltersweiler sowie im St. Wendeler Stadtgarten. Wir beenden die Tour jedoch bereits einige Kilometer vorher in Namborn.
„Requiem für die Juden“ von Shelomo Selinger (1980). Dazu der Künstler selbst: „Die Skulptur gliedert sich wie folgt: Links ein Mensch, der sich die Augen zuhält, um sein letztes Gebet zu sprechen. Unten links ein Cello, das ‚Requiem für die Juden‘ spielend. Rechts ein beobachtendes Auge. In der Mitte der Form ist ein hebräischer Buchstabe ‚lamed‘ zu sehen; er ist in der Kabbala das Zeichen für das menschliche Herz, welches die allumfassende Verständigung der Menschen ermöglicht. Zwei Kopfformen (ganz unten) bedeuten ‚Tod‘. Oben ist der Anfang eines Gebetes eingraviert als Antwortgesang.“
Wir entfernen uns nun vom Bostalsee. Zunächst begegnen uns noch ein paar Spaziergänger, aber bereits nach kurzer Zeit sind die Wege leerer als Mondkrater. Es sind flache Wege, links und rechts Wiesen und Weiden, ab und zu ein paar Bäume am Wegrand, alles ländlich und leer.
Es hellt zunehmend auf.
Wunderbares Gehen
Auf dem Rötelsteinpfad
Grab eines französischen Soldaten von 1814
Helle Wege, aber bedrohlich dunkle Wolkenkolosse über uns
Wald & Licht
Am Rande des Naturschutzgebietes „Oberthaler Bruch“
Für eine Weile kommen wir nun in den Genuss einer warmen, hellen Sonne.
Rötelsteinpfad, unterhalb des Scheuerberges
„Es färbte sich die Wiese grün …“ (Novalis, vor mehr als zwei Jahrhunderten)
Blick ins Land
Scheuerberg mit Gipfelkreuz
Fernblick, von der Sonne begünstigt
Wir laufen auf Güdesweiler zu. Noch hält sich die Helligkeit, aber auf unserem Weg durch Güdesweiler wird es allmählich dunkler. Egal, wir haben schon Wagenladungen an schönen Eindrücken gesammelt.
Die Skulptur „Wolkenstein“ von weitem …
… und aus der Nähe. Kurz danach fängt es an zu regnen und nicht zuletzt deshalb biegen wir nach Namborn ab, wo wir die heutige Tour beschließen.