FOTO-WANDERUNG 90 – VON SAARBRÜCKEN NACH ZETTING
Ich wandere heute zunächst durch mir wohlbekannte Gefilde, nämlich an der Saar entlang von Saarbrücken nach Frankreich hinein. Das Herbstlaub hat nun endgültig die Wege erobert, wie Anfang November auch nicht anders zu erwarten. Anfangs ein paar kaum wahrnehmbare Regentropfen, aber im Laufe der Zeit wird es immer heller und heller. Obgleich ich einen Zielpunkt vor Augen habe, führt das stete Geradeausgehen irgendwann zu dem unterschwelligen Gefühl, ziellos durch die Gegend zu streifen. Es gibt bei dieser Wanderung beinahe nur den Weg und den Fluss bzw. später den Saarkanal. Die übrige Umgebung ist lediglich Beiwerk.
Von Saargemünd an ist der Weg für mich Neuland. Etwa sieben Kilometer führt der Weg von da an unmittelbar am alten Saar-Kohle-Kanal entlang, die eigentliche Saar oft in Sichtweite, meistens aber hinter Gestrüpp und Bäumen verborgen. Endpunkt der Tour ist schließlich der kleine Ort Zetting.
Länge der Wanderung: ca. 26 Kilometer
Slideshow mit ausgewählten Fotos
Podcast (Link führt auf eine externe Seite!)
Update-Wanderung vom 3.11. 2024 bis Remelfingen
Es sieht zunächst nach einem richtig novembrigen Tag aus. Dunkel, windig, regnerisch, alles in allem also nicht sehr einladend.
Ich wandere vom Hauptbahnhof Saarbrücken zum Saarufer, genauer gesagt ans Willi-Graf-Ufer. Willi Graf, von den Nazis eingekerkert und später ermordet, wuchs in Saarbrücken auf und ist auch hier begraben, und zwar auf dem Friedhof St. Johann.
Auf der Alten Brücke
Die Wanderung ist flussaufwärts gerichtet. Gut die Hälfte ihres Weges legt die Saar in Frankreich zurück, beginnend bei den beiden Quellflüssen (Rote Saar und Weiße Saar) auf dem Donon in den Vogesen.
Blick über die Saar. Rechts die Stadtautobahn, was bedeutet, dass es ein paar hundert Meter lang ziemlich laut ist. Danach aber reduziert sich der Lärm schlagartig.
Schöner Herbst, tröstlicher Herbst
Wegen Baumarbeiten muss ich bei der Bismarckbrücke für ein kurzes Stück doch noch mal das Saarufer wechseln.
Der Herbst kommt gut zur Geltung.
Über die Daarler Brücke hinüber gelange ich wieder auf die andere Saarseite. Bis Saargemünd sind es von hier aus noch rund 15 Kilometer.
Novemberatmosphäre – schwarze Eintrübungen am Himmel, aber auch eine Ahnung von Herbstsonne, ab und zu ein paar Regentropfen, böiger Wind. Aber der Fluss, der ohne große Schnörkel am Fluss entlangführende Weg und das stete Gehen vermitteln trotzdem so etwas wie Ruhe. Hier und da überholt mich ein Radfahrer, aber es ist kein Vergleich zu den Sommermonaten, in denen es hier von Radfahrern wimmelt.
Oft ist der Weg von Blättern übersät, an manchen Stellen haben sich buchstäblich Laubteppiche gebildet.
Ich befinde mich jetzt ungefähr auf Höhe des Stadtteils St. Arnual, der gerade in der Gegend des Marktplatzes und der dortigen Stiftskirche recht kleinstädtisch wirkt. Von hier aus ist es auch nicht allzu weit zu den Spicherer Höhen, auf denen im Jahr 1870/71 eine blutige Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges stattfand.
Je weiter ich mich von der Innenstadt entferne, desto leerer werden die Wege.
Über diese Brücke wurden früher Autos in die Saarbrücker Peugeot-Niederlassung transportiert. Die Deutschland-Zentrale von Peugeot befand sich bis 2012 in Saarbrücken, wurde dann nach Köln verlegt.
Niemandsland
„Vergilberter Glanz von schönen Sommertagen“, wie es in Trakls Gedicht „Der Herbst des Einsamen“ heißt, wird dieser wunderbaren Herbstatmosphäre nicht gerecht, November hin oder her.
Im Herzen des Herbstes
Es wird immer ruhiger am Fluss. Manchmal fliegt ein Reiher nahezu lautlos von einem Ufer zum anderen wie eine in Bewegung geratene Wolke, mehr passiert minutenlang nicht.
Wunderbares Gehen
Herbstleuchten unter grauem Himmel
Äußere Ruhe, innere Ruhe
Ich nähere mich jetzt dem Saarkanal bzw. Saar-Kohle-Kanal, der zu Zeiten, als die Saarregion ein Kohleabbaugebiet war, für den Transport von Steinkohle und auch Eisenerz gebaut wurde. Er ist das Verbindungsstück zwischen Rhein-Marne-Kanal und Saar. Seine wirtschaftliche Bedeutung ist längst Geschichte.
Am Saarkanal entlang. Mittlerweile befinde ich mich in Frankreich, wobei das jenseitige Saarufer noch zu Deutschland gehört.
Laubweg
Erde, Wasser, Himmel
Kurz hinter Grosbliederstroff (also Großblittersdorf), von wo eine Brücke hinüber ins saarländische Kleinblittersdorf führt.
Wo kommt denn dieses Grün plötzlich her?
Im Moment rechne ich nicht damit, heute auch nur noch ein paar sonnige Minuten zu erleben. Ich bin schon zufrieden, dass es nicht regnet.
Erstaunlicherweise wird es langsam etwas heller.
Allmählich nähere ich mich Saargemünd.
Im Grunde ist es mir egal, ob die Sonne sich noch durchsetzen wird heute, solange ich solche Impressionen geboten bekomme.
Saargemünd ist erreicht. Diese verrottenden Kähne liegen seit Urzeiten hier.
Die Saar bei Saargemünd
Von hier aus habe ich nun noch rund sieben Kilometer zu gehen. Es wird immer heller, und was die Temperaturen betrifft, fällt es schwer zu glauben, dass gerade November ist.
Am Rande von Saargemünd. Ich bin zurück am Saarkanal. Fortan wandere ich auf einem Weg unmittelbar am Kanal entlang, der zu meiner Rechten dahinfließt. Die Saar befindet sich zu meiner Linken, allerdings ist sie oft von kleinen Waldstücken verborgen.
Nur noch wenige dunkle Wolken am Himmel
Der Weg mag einsam wirken, er ist es im Grunde auch, nichtsdestotrotz begegne ich durchaus einigen Spaziergängergruppen. Hier und da hocken Angler am Ufer. Die Dörfer dagegen scheinen wie ausgestorben, ich sehe niemanden. Rémelfing, Saareinsming und Zetting lauten die Namen der drei Dörfer, die jetzt noch an meinem Weg liegen. Keines davon hat mehr als 1500 Einwohner.
Und ganz plötzlich ist es so eine Art Bilderbuch-Herbsttag.
Eine von mehreren kleinen Schleusen, die ich passiere. Insgesamt finden sich am Saar-Kanal, von Saargemünd aus gerechnet, 27 dieser Schleusen.
Blick auf die Kirche von Saareinsming
Erholsamer kann eine Wanderung kaum sein.
Herbsttage sind wunderbare Wandertage.
Ich nähere mich dem Ziel. Da vorne ist schon Zetting.
Noch eine Schleuse
Der Abschluss – Blick von der Zettinger Schleuse auf den Saar-Kanal
Wieder ein Novembertag, genau wie bei der ersten Wanderung, und zwar zunächst ein grauer, fahler Novembertag, der aber zusehends heller wird.
Wir starten in Saarbrücken in Höhe des Willi-Graf-Ufers und bleiben zunächst am – in Gehrichtung – linken Ufer. Da wir flussaufwärts wandern, ist dies in Fließrichtung natürlich das rechte Ufer. Hier bleiben wir bis zur Daarler Brücke, einer Fußgängerbrücke. Dort wechseln wir ans gegenüberliegende Ufer und bleiben dort bis Remelfingen.
Unübersehbar Herbst
Am Rande des Saarbrücker Stadtteils St. Arnual. Auf dieser – in Fließrichtung – linken Seite der Saar haben wir nun bis Frankreich nur noch ein, zwei Kilometer zu gehen. Ganz in der Nähe befinden sich die St. Arnualer Felsenwege – schmale Pfade entlang großer Buntsandstein-Formationen. Leider sind die Wege immer wieder aufgrund von abrutschenden Hängen oder Felsen gesperrt.
Die auffällige blaue Brücke, vor Jahrzehnten eigens gebaut, um Fahrzeuge zum Peugeot-Gelände in Güdingen zu transportieren. Damals hatte Peugeot seine Deutschland-Zentrale in Saarbrücken, die saarländische Polizei nutzte Peugeot-Fahrzeuge und überhaupt war der französische Konzern eng mit dem Saarland verbunden. Diese Zeiten sind jedoch lange vorbei, und seit gut einem Jahrzehnt befindet sich die Deutschland-Zentrale von Peugeot in Köln.
Hier und da überraschend viel Grün
Aber schon ist es auch optisch wieder Herbst.
In Frankreich. Die Grenze verläuft hier mitten durch die Saar.
Ganz ruhiges Gehen jetzt. Ab und zu pflügen ein paar Enten durchs Wasser und Kormorane zischen wie schwarze Riesenpfeile durch die Luft. Ansonsten ist die Wasseroberfläche ganz ruhig, kein Windhauch ist zu spüren. Wir haben diese Tour schon mehrmals gemacht, aber sie ist immer wieder schön.
Schleusenhäuschen kurz vor Grosbliederstroff, das durch eine Brücke über die Saar mit Kleinblittersdorf verbunden ist, der eine Ort französisch, der andere deutsch. Später, am Saar-Kanal, sind die Schleusenhäuschen nummeriert, von 27 an abwärts.
Tolle Herbstimpressionen
Und plötzlich ist es ein strahlender Herbsttag!
Kurz vor Welferding, einem Stadtteil von Saargemünd. Gegründet wurde der Ort vor langer, langer Zeit durch Mönche der Benediktinerabtei Tholey im heutigen Nordsaarland.
Wohlfühlherbst
Und sie werden hier liegen, bis sie irgendwann auseinanderfallen, die Uraltkähne auf der Saar in Saargemünd. Bereits als Alfred Döblin im 1. Weltkrieg hier als Arzt stationiert war, hatten diese Kähne etliche Jahre, um nicht zu sagen Jahrzehnte hinter sich. Sie öffnen also, wenn man so will, eine Tür in die Historie dieser Gegend, in eine längst vergangene Zeit.
Döblin blieb zwei Jahre in Saargemünd, sein dritter Sohn wurde hier geboren. „Ein kleines lothringisches Nest, noch verdammt stark mit französischem Einschuss“, nannte er Saargemünd, die Gegend allerdings fand er „bildschön“.
Ein paar Wassergefährte neuerer Art gibt es hier aber auch.
Am Stadtrand von Saargemünd, bereits am Ufer des Saar-Kanals. Die Saar tritt von nun an ein wenig in den Hintergrund, unser Weg führt stattdessen immer unmittelbar am Kanal entlang. Die Saar ist allerdings immer in Sichtweite, wenn sie nicht gerade von Bäumen verdeckt wird.
Am Saarkanal
Lost Place
Äußere Ruhe, innere Ruhe
Rémelfing, unser Ziel für heute, ist erreicht.