Wandertouren

FOTO-WANDERUNG 67 – VON RHEINSHEIM ZUM NATURSCHUTZGEBIET RUßHEIMER ALTRHEIN-ELISABETHENWÖRT

Schauplatz dieser Wanderung ist einmal mehr eine der vom Rhein geschaffenen bzw. durch menschlichen Eingriff in den Flusslauf entstandenen Landschaften.
Im 18. Jahrhundert, vor der von Johann Gottfried Tulla begonnenen Begradigung, war der Rhein ein ungebändigter, durch Sümpfe und dichte Wälder seinen Weg sich bahnender Strom, der seinen Lauf ständig änderte. Die Flussinsel Elisabethenwört am badischen Ufer des Rheins existierte vor der Begradigung noch gar nicht, sondern wurde durch diese überhaupt erst geschaffen. Die Orte in der näheren Umgebung wie Hördt oder Germersheim waren ständigen Hochwassern ausgesetzt. 1758 verschwand nach mehreren Überflutungen ein Dorf sogar völlig von der Landkarte, nämlich Kaudenheim. Es musste aufgegeben werden, wurde allerdings ein paar Kilometer entfernt wieder neu aufgebaut.
Die heutige Insel gehört teilweise zum Naturschutzgebiet Rußheimer Altrhein-Elisabethenwört. Wir wandern durch eine idyllisch anmutende Landschaft, mitunter auf ganz stillen Pfaden, und kommen selbstredend immer wieder auch in Rheinnähe. Der Rhein ist jedoch beileibe nicht das einzige Gewässer, an dem unser Weg entlangführt. Ziemlich zu Beginn laufen wir am Brechtsee vorüber, einem Baggersee, der zum Tauchen und Angeln genutzt wird, später dann am Saalbachkanal.

Länge der Wanderung: ca. 16 Kilometer

 

Slideshow mit ausgewählten Fotos

 

Wir starten in Rheinsheim im Landkreis Karlsruhe, und zwar direkt am Bahnhof des Ortes. Wir überqueren die Schienen und gelangen auf einen Asphaltweg, auf dem wir sehr bald den Ort hinter uns lassen. Es ist zwar bedeckt, aber auf der gesamten Wanderung sind wir von einem sehr intensiven, mitunter beinahe grellen Grün umgeben.

 

Wie nicht anders zu erwarten, ist das Gelände tischeben. Anfangs wandern wir über asphaltierte Wege, aber dann folgen ein paar hundert Meter über einen ungemähten, holprigen Wiesenpfad.

 

Ein ruhiger Weg, mit fernen Geräuschen, nirgends ein Spaziergänger. Das allüberall vorhandene Grün mildert das Grau ab, das über der Landschaft liegt.

 

Der Himmel hellt etwas auf. Die Horizontlinien werden feiner, die Landschaft wirkt ganz still, beinahe wie am frühen Morgen. Vom Rhein sind wir noch etwas entfernt.

 

Äußere Ruhe, innere Ruhe

 

Dieses Grün!

 

Am Brechtsee – die Bänke rechts sind so ziemlich die einzigen, die wir während der Wanderung zu Gesicht bekommen. Allerdings stehen sie auf Privatgelände und sind für uns nicht nutzbar.

 

Blick über den See

 

Wolkenspiegelungswelt

 

Man braucht nur ein winziges Stück Welt zum Wandern.

 

Ein Waldklassenzimmer. Hier legen wir die erste Pause ein. Es ist schon früher Nachmittag, wir sind in der Stille angelangt, was wir so ganz sicher nicht erwartet hatten. Der Weg, der vom Waldklassenzimmer aus weiterführt, ist von umgestürzten Bäumen versperrt. Man kann aber ein kurzes Stück zurücklaufen und an einer verrottenden Schranke vorüber weiterwandern.

 

Rhein hin oder her, bei diesem Teich beginnt der schönste Teil der heutigen Wanderung.

 

Ein Hauch von Elfenland. Ungefähr so stelle ich mir die Gegenden vor, in denen man in irischen Sagen über unsichtbare Grenzen hinweg in die Anderswelt gerät und nach vermeintlich einem Tag in die eigene Welt zurückkehrt, um dort festzustellen, dass mittlerweile in Wahrheit fünfzig Jahre vergangen sind.

 

Wir lassen uns heute grundsätzlich viel Zeit, hier aber ganz besonders. Alles ist in der Balance, nichts zu viel, nichts zu wenig. Man könnte beinahe den Eindruck haben, nur noch einen Schritt weitergehen zu müssen, um aus der Zeit hinauszutreten wie durch einen unsichtbaren Vorhang.
Überall ist auch der Frühling sichtbar. Neben den üblichen Löwenzahnwiesen entdecken wir Hahnenfuß und überraschend viel Beinwell.

 

Mitten auf der Wiese findet sich dieser eigenartig anmutende Stein, der vermutlich schon so einige Jahre überstanden hat. Seine Funktion lässt sich leider nicht ergründen. In dieser Gegend verlief vor knapp 200 Jahren die Grenze zwischen Bayern und Baden.

 

Eine ganze Weile können wir uns übrigens nach dem blauen R des Rheinauenweges richten, der mitten durch das Naturschutzgebiet verläuft. Erst später am Rhein biegt dieser nach Süden ab, während wir uns wieder nach Norden wenden.

 

Ewig und drei Tage folgen wir dieser wie mit einem Riesenkeil in den Wald geschlagenen Schneise. Zum ersten Mal seit langem sehen wir auch ein paar Leute, ein Paar mit Kinderwagen. Am Saalbachkanal und am Rhein ist es dann aber wieder wesentlich belebter. Oft finden sich am Wegrand Hinweise auf abgegrenzte Waldareale, die als Bannwald ausgewiesen sind. Es ist ein schönes, ruhiges Gehen, aber allmählich zieht es uns doch ans Rheinufer.

 

Auf dem Rheindamm.
Tullas Begradigungsmaßnahmen wurden keineswegs überall begrüßt, schließlich gab es auch Ortschaften, die befürchteten, durch den veränderten Flusslauf in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Etwas südlich von Rheinsheim in Knielingen beispielsweise kam es gleich zu Beginn der Maßnahmen zu handfesten Auseinandersetzungen. Tullas Vision stieß auch weiter rheinabwärts auf Unbehagen – Preußen und die Niederlande befürchteten stärkere und häufigere Hochwasser. „Die Sturmglocken werden nicht verstummen“, wenn der Strom nicht begradigt werde, prophezeite dagegen Tulla, und nicht nur das, zudem würden die Anwohner des Rheins immer weiter beeinträchtigt werden sowie „ihr physischer Zustand sich verschlimmern, ihr moralischer sinken.“

 

Wenn man auf dem Damm weitergeht, bietet sich dieser schöne Blick. Unsere Route verläuft jedoch unterhalb des Dammes und führt zum Saalbachkanal und schließlich direkt ans Rheinufer.

 

Als hätte jemand einen Film zum genau richtigen Zeitpunkt angehalten.

 

Im Land der stillstehenden Zeit

 

Von diesem Grün kann man wirklich kaum genug kriegen.

 

Endlich am Rhein. Zweite Pause mit ausgiebigem Aufs-Wasser-Schauen.

 

Einen Kilometer lang wandern wir gemächlich am Flussufer entlang. Überall sichten wir Angler, hier und da hocken Leute auf Stühlen am Ufer und trinken.
Es ist erheblich kühler geworden und plötzlich sind wir auch einem böigen Wind ausgesetzt.

 

Ein kurzes Stück ist mit dem Weg identisch, den wir gekommen sind.

 

Und noch ein kurzes Stück entlang des Rheins. Die Brücke da hinten ist die Eisenbahnbrücke zwischen Germersheim und Rheinsheim.

 

Der letzte Teil der Wanderung führt schließlich vom Rhein weg über solche Asphaltwege nach Rheinsheim zurück.

 

Ankunft in Rheinsheim

 

Slideshow

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert