Wandertouren

FOTO-WANDERUNG 89 – VON SAVERNE NACH HAUT-BARR UND INS ZORNTAL

Eine Wanderung jenseits der Grenze, in den Nordvogesen, die im Grunde die Fortsetzung des Pfälzerwalds darstellen. Es ist eine waldreiche Region, deren Hügel erheblich niedriger sind als die deutlich über 1000 Meter hohen Berge der eigentlichen Vogesen.
Ausgangspunkt der Wanderung ist die kleine elsässische Stadt Saverne, von wo aus die Route zunächst entlang des Rhein-Marne-Kanals verläuft, um dann über mehrere Bergrücken hinweg und an einigen Burgen vorüber wieder zum Ausgangspunkt zurückzuführen.
Ein grandioser Wanderweg, nicht zuletzt durch die herbstliche Atmosphäre. Anfangs eine milde Sonne, die Fernblicke bis zu weit entfernten Horizonten zulässt, später verschwinden die Hügel dann allmählich in einem seidigen Nebel und zwischendurch setzt Regen ein. Unterwegs bin ich heute mit meinem Bruder, der die Gegend gut kennt und die Tour auch herausgesucht hat.

Länge der Wanderung: ca. 16 Kilometer

 

Slideshow mit ausgewählten Fotos

 

Der Beginn. Es sieht so aus, als würde der Regen noch eine Weile auf sich warten lassen. Vermutlich wird das wieder so ein Herbsttag mit ständig wechselnden Lichtverhältnissen – mal ein ganz heller Himmel beinahe ohne jede Eintrübung, dann wieder ein graues, lichtloses Nebelgewaber, und viele Variationen dazwischen.
Erster Blickfang ist das monumentale Schloss Rohan mit seiner 140 Meter breiten Fassade aus Buntsandstein. Das Schloss hat wie viele solcher Gebäude eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Ursprünglich Sitz der Straßburger Fürstbischöfe, wurde es später mal als Rathaus genutzt, mal als Mietshaus mit zahlreichen Appartments, die allerdings kaum Bewohner fanden, und nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 und der Niederlage Frankreichs zog vorübergehend sogar preußisches Militär ein. Heute befinden sich in dem Schloss verschiedene Einrichtungen, u. a. eine Jugendherberge.

 

Am Rhein-Marne-Kanal. Die Anfänge dieser Wasserstraße reichen fast 200 Jahre zurück, in eine Zeit also, als in Frankreich ebenso wie beispielsweise auch in Deutschland die Industrialisierung im Gange war und neue Technologien ihren Siegeszug antraten, zugleich aber auch noch die alte Welt einer vorindustrialisierten Gesellschaft nicht gänzlich Vergangenheit war. Der Kanal wurde letztlich 1853 eröffnet und weist zahllose Schleusen auf, insgesamt mehr als 150.

 

Alles tischeben. Kein Wunder, noch befinden wir uns am Rhein-Marne Kanal.

 

Wie kaum anders zu erwarten, gehört auch Saverne zu den Orten, die von Goethe besucht wurden. Und zwar im Jahr 1770, als von dem Rhein-Marne-Kanal noch keine Rede war. Ein paar Jahrzehnte später fand auch Victor Hugo hierher und war von der Stadt und ihrer Umgebung sehr angetan.
Wir verlassen jetzt allerdings Stadt und Kanal und wandern in den Wald hinein.

 

Erste Waldimpressionen

 

Baumwurzellandschaft

 

Wer wollte da nicht die Wanderschuhe schnüren!

 

Die Wege sind oft schmal und führen jetzt stetig bergan, allerdings nicht allzu steil. Dieser erste Anstieg beginnt bei rund 190 Metern Höhe und endet auf ca. 370 Metern. Letztlich kommen bei der gesamten Wanderung etwa 700 Bergauf-Höhenmeter zusammen, ein lockerer Sonntagsspaziergang ist das also nicht.

 

Oft ist der Boden von kleinen Wurzeln durchzogen, die Vegetation reicht bis dicht an den Weg heran. Vieles erinnert an den Pfälzerwald, dessen Fortsetzung die Nordvogesen, wie ja bereits erwähnt, auch tatsächlich sind.

 

Ein toller Wanderweg, vom ersten bis zum letzten Meter

 

Trittsicherheit ist bei dieser Wanderung kein leeres Wort. Das gilt nicht nur für diese unregelmäßigen und langsam in ihre Bestandteile sich auflösenden Treppenstufen, sondern im Grunde für beide Anstiege und fast noch mehr für die Abstiege. Die Burgruine Greifenstein, zu der diese Treppe hinaufführt, ist allerdings – Stand Ende Oktober 2023 – gesperrt.

 

Noch immer hält sich das Wetter und wir können auf ein paar beeindruckende Fernblicke hoffen.

 

Die Überreste des Wirtschaftshofes der ehemaligen Kapelle St. Vitus. Der deutsche Name dieses Heiligen – nämlich Veit – deutet bereits darauf hin, wovor er die Leute u. a. bewahren sollte, nämlich vor dem Veitstanz.
Im rund 40 Kilometer südöstlich von Saverne gelegenen Straßburg kam es im Jahr 1518 zu Tanzexzessen von letztlich Hunderten von Menschen, die über Wochen hinweg andauerten. Nichts konnte die Tanzenden dazu bewegen, in ihrem Tun innezuhalten. Schließlich pilgerte man mit den Tanzenden nach Saverne, wo man ihnen am Schrein ebenjenes Heiligen jeweils ein Paar roter Schuhe überreichte, auf welche „unten und oben ein creutz … gemacht“ wurde. Darauf folgte eine Messe, und danach, so die Chronik, endete der Tanzspuk. Straßburg war allerdings keineswegs der einzige Schauplatz solcher Tanzexzesse, auch von anderen Orten und aus anderen Epochen wird von solchen Dingen berichtet. Neben dem Veitstanz wird mitunter Epilepsie als Ursache vermutet oder auch eine Vergiftung mit Bilsenkraut oder Mutterkorn.

 

Tolle Fernblicke unter halbhellem Himmel

 

Zurück im Wald. Es geht jetzt erst einmal wieder ins Tal hinab.

 

Herbst in Perfektion

 

Noch so ein großartiger Fernblick! Und immer noch kein Regen.

 

Felsplateau mit Baumaliens

 

Runter ins Tal

 

Wieder am Rhein-Marne-Kanal. Wenn wir am Kanal entlanggehen würden, wären wir nach vier Kilometern zurück in Saverne.

 

Blick über den Kanal

 

Noch ein Gewässer, nämlich die Zorn, ein immerhin 97 Kilometer langer Fluss, der in den Vogesen entspringt.

 

Anstieg Nummer zwei beginnt.

 

Die Wanderung ist jeden einzelnen Schritt und jeden einzelnen Höhenmeter wert.

 

Auch Anstieg Nummer zwei besteht in erster Linie aus schmalen Pfaden, die dennoch immer wieder mal ihr Erscheinungsbild ändern. Dieser Anstieg ist deutlich länger als Anstieg Nummer eins und führt von rund 200 Metern Höhe auf ca. 530 Meter hinauf.

 

Nicht selten führt der Weg zwischen großen Felsen hindurch.

 

Noch ist es hell, aber ganz allmählich sickert graues Licht in den Wald ein. Kurz darauf beginnt es wie aus Kübeln zu schütten, zum Glück nur etwa eine halbe Stunde lang.

 

Noch ein Felsplateau. Plötzlich böiger Wind, erste Regentropfen, und mit den Fernblicken war es das fürs Erste.

 

Und wieder Felsen

 

Nach dem Regen. Wir haben den Anstieg hinter uns gebracht und richten unsere Schritte jetzt gen Haut-Barr, eine der bekanntesten Burgen dieser Gegend, die weithin zu sehen ist.

 

Der Abstieg bietet genauso tolle Passagen wie der Anstieg.

 

An der Burgruine Groß-Geroldseck vorüber

 

Und da ist die Sonne zurück – Blick von der Burg Haut-Barr ins Land. Man ahnt, warum die Burg den Beinamen „Auge des Elsass“ trägt.

 

Letzte Kilometer

 

Zurück in Saverne

 

Slideshow

 

 

 

 

 

 

 

 

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