FOTO-WANDERUNG 59 – VON THOLEY NACH ST. WENDEL
Es ist kalt an diesem Morgen. Eine raue, widrige Kälte, begleitet von einem unangenehmen, scharfen Wind. Aber immerhin ist es ein Morgen, der sich rasch aus dem Dunkel löst, bereits die Dämmerung ist sehr hell, sie ist keine graue Wand wie an vielen Tagen zuvor, sondern eher ein durchlässiger Vorhang, der von Minute zu Minute dünner wird.
Die Kälte bleibt, der Wind bleibt, aber es wird ein richtig sonniger, optisch im Grunde frühlingshafter Morgen. Heute komme ich mir nicht vor, als würde ich von einem engen, lichtlosen Raum zum nächsten wandern, wie es in den letzten Wochen der Fall war.
Es ist eine Wanderung, bei der ich die allermeisten Wege bereits kenne, die Orte sowieso. Das bringt es mit sich, dass heute sozusagen das Gehen selbst das Ziel ist, das Unterwegssein an sich.
Ausgangspunkt der Tour ist Tholey, wo sich eine Benediktinerabtei befindet, die als ältestes Kloster auf deutschem Boden gilt. Die Historie der Abtei beginnt im 7. Jahrhundert, einer Zeit, die mitunter noch der Antike zugerechnet wird, und in der in Europa Völker dominant waren, von denen heutzutage oft nicht einmal mehr die Sprache bekannt ist.
In erster Linie wandere ich heute über Asphalt, ein paar wenige Kilometer zwischen Tholey und Alsweiler und später bei Winterbach aber auch über Feld- und Waldpfade. Endpunkt ist die Kreisstadt St. Wendel, mit 25 000 Einwohnern die größte Stadt des Landkreises.
Länge der Wanderung: ca. 15 Kilometer
Slideshow mit ausgewählten Fotos
Start auf dem Marktplatz in Tholey mit Blick auf die Abtei St. Mauritius. Minus drei Grad, gefühlt noch ein wenig kälter.
Die Luft ist kalt und klar. Ich wandere in Richtung Ausgrabungsstätte Wareswald, wo viele Zeugnisse früher römischer Besiedlung freigelegt wurden. Da ich mich allerdings am Verlauf des Wendelinus-Pilgerwegs orientiere, bekomme ich die Ausgrabungen heute nicht zu Gesicht, sondern biege vorher nach Alsweiler ab.
Kalt, aber sonnig
Blick zurück auf den Schaumberg und den Aussichtsturm auf dessen Gipfel. Bis Alsweiler führt der Weg so gut wie nur bergab.
Wendelinus, dem der Wendelinus-Pilgerweg gewidmet ist und der auch der Namensgeber von St. Wendel ist, war – soweit es sich historisch nachvollziehen lässt – einer jener Mönche, die zur Zeit von Merowingern und Karolingern kreuz und quer durch das fränkische Reich zogen, um das Christentum zu verbreiten. Der Wendelinus-Pilgerweg ist übrigens identisch mit der Teilstrecke eines weitaus bekannteren Pilgerwegs, nämlich des Jakobswegs.
Sonnenbrillenwetter
Im Wald ist es hell wie in einem Saal ohne Dach.
Zu Fuß die Welt zu erkunden, ist eine ganz eigene Sache, nicht zuletzt, weil es Zeit erfordert, Zeit und Geduld. Mit einem Mal werden 30, 20, sogar 10 Kilometer zu einer Distanz, die erst einmal bewältigt werden will. Und mitunter nimmt man einen Teil der Geduld, die das Gehen mit sich bringt, mit in den Alltag.
Das Licht eines Wintertages
Stille der Umgebung, innere Ruhe
Am Dorfrand von Alsweiler
Ich wandere durch Alsweiler und orientiere mich dann in Richtung Winterbach, allerdings nicht auf dem direkten Weg. Von hier aus könnte ich auch in Richtung Rheinstraße und Marpingen und damit zum Biberpfad wandern. Nördlich von hier liegt der Bostalsee, zu dem ebenfalls einige Wege führen. Wie immer gibt es zahlreiche Möglichkeiten.
Ich nähere mich jetzt der gerade erwähnten Rheinstraße. Dabei handelt es sich einerseits um einen antiken Handelsweg von Trier nach Straßburg, der hier verlief, andererseits um eine zu Marpingen gehörende Siedlung.
Blick zurück – im Vordergrund Alsweiler, im Hintergrund der Schaumberg, der hier wirklich aus so ziemlich allen Richtungen aus weiter Entfernung zu sehen ist.
Als schwierig kann die Tour wahrlich nicht bezeichnet werden, auch wenn hinter Alsweiler ein mehrminütiger Anstieg zu bewältigen ist.
Weisheiten am Wegrand
Eine Weile ist der Weg nun identisch mit der 5-Weiher-Tour. Erst danach kommt dann ein Abschnitt von ca. drei, vier Kilometern, der neu für mich ist.
Oberhalb von Winterbach. Hier sehe ich innerhalb von zehn Minuten so viele Hunde wie auf der ganzen restlichen Tour nicht. Darüber hinaus finden sich am Wegrand Kohorten von Apfelbäumen mit regionalen, mir vollkommen unbekannten Apfelsorten.
Aber erst einmal ein ausgiebiger Blick ins Land
Hier einer dieser Apfelbäume. Die Sorten haben Namen wie Roter Trierer Weinapfel, Rote Sternrenette oder auch Weilheimer Riesenkirsche.
Ganz allmählich lässt der Wind etwas nach, aber ich nähere mich auch schon dem Ziel.
Zwischen Winterbach und dem Wallesweilerhof, einer Ansammlung nur weniger Häuser. Hier steht die kleine St.-Annen-Kapelle, erbaut im Jahr 1961. Offenbar existierten an derselben Stelle aber bereits mehrere Vorgängerkapellen, die erste davon bereits im 14. Jahrhundert.
Im Wendelinuspark St. Wendel
St. Wendel, Tholeyer Straße, auf dem Weg zum Bahnhof