FOTO-WANDERUNG 64 – VOM ZÜSCHER HAMMER NACH THELEY
Eine Wanderung mit enorm viel Abwechslung, was die Wege und die landschaftlichen Gegebenheiten angeht. Erst ein See, hernach ein steiniger, steiler Anstieg, gefolgt von einem Wald, in dem es still ist wie in einer Parallelwelt ohne Geräusche, danach einsame Asphaltwege abseits der Dörfer und ganz am Ende noch mal Wald.
Von den ersten ein, zwei Kilometern abgesehen, die ich auf rheinland-pfälzischem Terrain zurücklege, ist der Schauplatz der Wanderung das Nordsaarland, eine für saarländische Verhältnisse relativ dünn besiedelte Gegend, durchsetzt mit vielen Höhenzügen, zwischen die kleine Dörfer gebettet sind.
Die Tour bietet mit dem keltischen Ringwall bei Otzenhausen einerseits das Spektakuläre, andererseits mit den vielen Wegen mitten durchs Nirgendwo auch das Stille, Abgeschiedene, meinetwegen eher Unscheinbare.
Länge der Wanderung: ca. 26,5 Kilometer
Slideshow mit ausgewählten Fotos
Es geht los. Es ist dunkel wie im Hinterhof einer heruntergekommenen Vorstadt, und bis auf wenige Aufhellungen wird sich daran im Verlauf der Wanderung auch nichts ändern.
Der Züscher Hammer, mein Startpunkt, liegt am nördlichen Ende der Primstalsperre. Es handelt sich dabei um ein wieder instandgesetztes Eisenwerk aus dem 17. Jahrhundert, das so etwas wie die Wiege der Eisenindustrie in dieser Gegend darstellt. Allerdings wurde hier herum schon in vorindustriellen Epochen Eisenerz abgebaut, und zwar vielerorts schon seit der Zeit der Kelten.
Blick auf das Gebäude, in dem das jahrhundertealte Eisenwerk nachgebaut worden ist, inklusive des Hammers, welcher der Anlage insgesamt den Namen gab.
Die Wege entlang der Primstalsperre sind fast leer.
Diese Hinweisschilder haben sicher auch schon einige Jährchen auf dem Buckel.
Sowohl die Bäche als auch die Brunnen machen einen ziemlich wasserreichen Eindruck. Im Sommer sah das oft schon ganz anders aus.
Blick auf den südlichen Teil der Primstalsperre. Es sieht aus wie an einem trüben Märztag. Okay, es ist ja auch ein trüber Märztag.
Vom See an folge ich eine ganze Weile dem Saarländischen Rundwanderweg. Vom komfortablen Gehen auf flachen Wegen wie entlang des Sees kann ich mich fürs Erste verabschieden. Zu meinem nächsten Etappenziel, dem keltischen Ringwall, geht es teilweise steil bergauf.
Die Bäume sind zum großen Teil noch winterkahl. Dadurch wirkt der Wald offen wie ein Gebäude mit riesigen geöffneten Eingangsportalen. Der Pfad wird nach und nach schmaler und steiler. Auch im Wald ist es trotz des fehlenden Sonnenscheins ganz und gar nicht kalt.
Der Weg ist nicht immer so deutlich zu erkennen wie hier. Irgendwie schaffe ich es, etwas nach rechts abzudriften, aber anstatt umzukehren, steige ich durch ein wildes Durcheinander von Felsen und Ästen nach oben, bis ich schließlich wieder auf den Weg zurückfinde.
Blick auf die Primstalsperre und das Hügelland dahinter
Überreste eines kleinen Tempels aus dem 2. Jahrhundert
Ich nähere mich jetzt dem Nordwall.
Der Nordwall
Die Steine hinauf auf den Wall sind unregelmäßiger angeordnet als Basstölpelnester an Steilklippen. Länger als eine oder zwei Minuten dauert es trotzdem nicht, bis man oben angelangt ist.
In der Umgebung des Ringwalls waren noch einige Leute unterwegs, jetzt aber wird der Wald so still, dass jedes noch so winzige Geräusch weithin zu vernehmen ist. Ich muss nichts tun, als dem Pfad geradeaus zu folgen, ohne die zahlreichen Abzweigungen zu beachten.
Einsame Wege
Blick ins Land
Innehalten
Ich wandere durch den kleinen Ort Schwarzenbach, dann in Richtung des knapp 600 Meter hohen Peterbergs. Es ist ein sehr ruhiges Gehen. Die Anstiege sind nicht allzu steil und oft gibt es zwischendurch auch lange, gänzlich ebene Passagen. Ich marschiere durch ein trübes Windland, das Blickfeld ist oft in alle Richtungen kilometerweit offen.
Mal wieder ein alter Grenzstein, der auf das ehemalige Fürstentum Birkenfeld hinweist, das von 1817 bis 1919 und danach noch unter der Bezeichnung „Landesteil Birkenfeld“ bis 1937 Bestand hatte.
Es überdauerte damit immerhin eine Zeitspanne, die vom nachnapoleonischen Europa bis in die Tage vor WK II andauerte. Das zumindest heutzutage bizarr anmutende Konstrukt war eine direkte Folge des Wiener Kongresses – dort wurde Preußen verpflichtet, einen Ausgleich für seine Gebietserweiterungen an der Saar vorzunehmen. Dem hunderte von Kilometern entfernten Großherzogtum Oldenburg wurde ein – neu geordnetes – Gebiet zugeteilt, das fortan „Fürstentum Birkenfeld“ hieß.
Kapelle auf dem Peterberg. Hier verlasse ich den Saarland-Rundwanderweg und wende mich in Richtung Primstal. Es ist bereits später Nachmittag und eine Ahnung von Abenddämmerung ist zu spüren.
Nicht zu übersehen auch hier die vielen gerodeten Flächen
Kilometerweit laufe ich über graue Wegstränge, während in dem immer mehr an Intensität verlierenden Tageslicht der Horizont näher und näher heranrückt.
Kurz vor Primstal
Bei Streckenwanderungen kann es mitunter nicht ausbleiben, dass es mal an einer Landstraße entlanggeht. Mich persönlich stört das nicht im Mindesten, da ich kein reiner Naturwanderer bin. Ich brauche einen gangbaren Weg unter den Füßen, das genügt mir oft schon.
Fast dunkel. Zum Abschluss führt mein Weg mich noch für etwa zwei Kilometer über den Offizierspfad, einen Premiumweg bei Theley. Im Hintergrund zu erkennen der Schaumberg samt Aussichtsturm.
Steg in der Dämmerung
Allerletztes Licht
Sonne endgültig weg, Ziel so gut wie erreicht