Wandertouren

FOTO-WANDERUNG 60 – AM LAMPERTHEIMER ALTRHEIN

Die Tage des Frühlings rücken näher und näher. Jeden Morgen, so scheint es, bleibt ein Stück Winter weniger übrig. Die morgendliche Kälte verschwindet nach und nach, die graue Leere der Horizonte verschwindet, dafür kehren allmählich die Farben zurück.
Heute ist es allerdings nur eher dezent hell, es wirkt ungefähr so, als fiele Licht durch eine halb geöffnete Tür. Die Wege sind erstaunlich leer, erst am späteren Nachmittag begegnen wir einigen Spaziergängern.
Der Lampertheimer Altrhein ist ein immerhin gut 5 qkm großes Naturschutzgebiet. Es grenzt direkt an den Rhein – an den Rhein, wie er sich heutzutage zeigt natürlich. Aber so wie heute war dessen Erscheinungsbild ja keineswegs immer. Die Geschichte der Rheinbegradigung ist untrennbar mit dem Namen des aus Karlsruhe stammenden Ingenieurs Johann Gottfried Tulla verbunden, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts damit anfing, den in zahlreichen Mäandern und Schleifen seinen Weg sich bahnenden Strom zu begradigen. Ein Unterfangen, das mit Tullas Tod im Jahre 1828 jedoch nicht endete, sondern noch über Jahrzehnte hinweg weitergeführt wurde. In der Gegend von Lampertheim dauerte es bis zum Jahr 1879, ehe die Regulierung des Rheins in Angriff genommen wurde. Die Grundlage dafür scheint jedoch bereits mehrere Jahrzehnte früher geschaffen worden zu sein, und zwar in einem „Entwurf zur Errichtung des Wasserbauwesens im Kurfürstentum Mainz und Fürstentum Worms“ des Offiziers Rudolf Eickemeyer.
Das Naturschutzgebiet gliedert sich in zwei Teile, nämlich den Biedensand und die Bonnaue. Wir folgen keinem bestimmten Wanderpfad, sondern laufen kreuz und quer über das Netzwerk aus Wiesenpfaden bis zum Rhein und von da in einem Bogen entlang des Naturschutzgebiets zurück nach Lampertheim.

Länge der Wanderung: ca. 14 Kilometer

 

Slideshow mit ausgewählten Fotos

 

So könnte der letzte Tag des Winters aussehen – eine Ahnung von klarem Licht, eine Ahnung von letztem Eis auf dem Wasser, der Rand des Blickfelds kein verschwommenes Flockengestöber und keine Nebelwand mehr, die Luft schon beinahe märzmild.

 

Um zum Altrhein zu gelangen, wandern wir zunächst einmal rund anderthalb Kilometer durch Lampertheim. Leider verabschiedet sich während dieser kurzen Zeit die Sonne und von da an bleibt es ein Tag in der Schwebe zwischen letztem Wintergrau und einem Hauch von Frühling, einem kaum merklichen allerdings.

 

Asphaltweg im Biedensand, einem der beiden hauptsächlichen Bereiche des Lampertheimer Altrheins. Vor ein paar hundert Jahren war der Biedensand eine kleine Insel, die mitten im Rhein lag.

 

Wir schlagen zunächst einen Haken in Richtung des Welschen Lochs, eines 40 Hektar großen Sees innerhalb des Naturschutzgebiets.

 

Etwas abseits des Weges

 

Die Wege sind still und leer, nur manchmal hören wir ein paar ferne Stimmen. Erholsame Ereignislosigkeit.

 

Stille inhalieren

 

Vordergrund & Hintergrund

 

Im 16. Jahrhundert war der Biedensand, wie erwähnt, offenbar eine Insel, im Laufe der Zeit wurde daraus jedoch durch Ablagerungen eine linksrheinische Halbinsel. Ein übles Hochwasser im Jahr 1802 änderte dies jedoch grundlegend, da der Rhein fortan einen anderen Verlauf nahm. Biedensand war nunmehr eine rechtsrheinische Halbinsel und zugleich entstand der Altrheinarm in seiner heutigen Form.

 

Am Fretter Loch

 

Auf einer kleinen Aussichtsplattform am Wegrand hat man einen guten Beobachtungsposten.

 

Auf dem Deich

 

Holzbrücke über den Rallengraben, der den Biedensand von der Bonnaue trennt

 

Der Rallengraben

 

Wir bewegen uns jetzt in einer ziemlich geraden Linie auf den Rhein zu. Lampertheim liegt in Südhessen. Ein wenig südlich von hier verläuft die Grenze zu Baden-Württemberg, jenseits des Rheins wären wir in Rheinland-Pfalz.

 

Endlich am Rhein

 

Auf diesem schmalen Pfad traben wir eine Weile am Rheinufer entlang. Die Dämmerung ist schon nahe und mit jeder Minute wird es eine Nuance dunkler.

 

Auf dem Rückweg nach Lampertheim

 

Nur noch zehn Minuten von nächtlichem Dunkel entfernt

 

Zurück in Lampertheim. Die Domkirche mit ihrem 60 Meter hohen Hauptturm ist der Endpunkt der Wanderung.

 

Slideshow

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